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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Die Gemütsstimmung, in welche Eugenie nach diesem schweren Schicksalsschlag verfiel, war die trübste ihres Lebens. „Ich brauchte ohne Erfolg verschiedene Kuren,“ erzählte sie später einmal in einem Briefe an Frau von Nischer; „diese medizinischen Versuche im Verein mit dem schmerzlichen Bewußtsein, daß ich nie die Früchte meiner Jugendbestrebungen ernten würde, wirkten äußerst nachtheilig und deprimirend auf mich; den finsteren Gedanken und der momentanen körperlichen Schwäche gegenüber reichte meine moralische Kraft nicht aus, und so verfiel ich auf länger der trübsten Gemüthsstimmung.“

In dieser Not bewährte sich aber die Liebe ihrer fürstlichen Pflegemutter gerade aufs schönste. Sie berief Eugenie zu sich, nach Oehringen, auf das väterliche Schloß Friedrichsruhe, wo sie seit dem Abschied von Sondershausen residierte, bestellte sie als „Vorleserin“ und versprach neuerdings, alle Pflichten der Pflegemutter zu übernehmen; nur mußte sich Eugenie der Bedingung fügen, daß sie auch im Falle ihrer gänzlichen Wiederherstellung die Bühne nie betreten werde. So war sie nach dem Zusammenbruch ihrer leuchtenden Jugendideale doch wieder geborgen. Leicht fiel ihr die Entsagung allerdings nicht; noch bis zum Jahre 1859 hegte sie die Hoffnung, von ihrem Uebel geheilt zu werden. Die Fürstin schickte sie im Oktober dieses Jahres zu einem jungen Nervenarzt Dr. Otto von Franque nach München, der ihr Vertrauen bei Behandlung ihrer eigenen Leiden gewonnen hatte. Eugenie wohnte beim Dichter Friedrich Bodenstedt und wurde in dieser Zeit mit seiner Gattin Mathilde – die er als „Edlitam“ so sehr feierte – und deren Schwester innig befreundet. Aber auch Dr. von Franque konnte Eugenie nicht heilen. Nun erst begrub sie endgiltig ihre musikalischen Hoffnungen. Von da ab faßte sie das Ziel, sich litterarisch zu bethätigen, das ihr insbesondere Bodenstedt mit beredtestem Nachdruck gewiesen hatte, ernstlich ins Auge. Er hatte sich erboten, alles, was sie schreiben werde, anzubringen, und auf sein Betreiben schrieb Eugenie ihre erste Erzählung „Schulmeisters Marie“, die freilich nicht „anzubringen“ war und erst nach ihrem Tode gedruckt wurde.

Ueber den Charakter ihrer Schwerhörigkeit ließ sich Eugenie in einem Briefe an Frau von Nischer (aus München, 11. Januar 1862) so aufklärend aus, daß wir diese Stelle wohl nicht zurückhalten dürfen. Sie schrieb:

„Was nun Deine theilnehmende Frage bezüglich meines Gehörleidens betrifft, so muß ich sie leider dahin beantworten, daß mir die Heilung bis jetzt versagt blieb, was ich zeitweise schmerzlich empfinde; am meisten dann, wenn die Fürstin einen kleinen geistvollen Zirkel um sich versammelt. Sobald ich mich nicht speziell mit dem Einen oder Anderen unterhalte, wobei Alle so liebenswürdig sind, mir mein Uebel möglichst wenig fühlbar zu machen, dann geht mir im Gewirr der Stimmen der Faden des Gesprächs verloren, und ich büße Vieles ein, was für mich vom höchsten Interesse sein würde. Es ist sonderbar, ich höre die leiseste Hebung und Senkung der Stimme, aber was gesprochen wird, verwischt sich vor meinem Ohr, wie die Gegenstände vor dem Auge des Schwachsichtigen verschwimmen. Die Musik dagegen höre ich, z. B. im Salon, noch genau so wie früher; das feinste Detoniren, der leiseste unreine Hauch an der menschlichen Stimme entgeht mir nicht, und auch mein eigenes Organ, sowohl im Sprechen wie im Singen, höre ich nach wie vor ganz unverändert. Sämmtliche Aerzte, die ich gebraucht, haben mir einstimmig erklärt, ich würde mit der Zeit wieder in Besitz des Gehörsinnes gelangen, gebe es Gott! – Du willst es wissen, und deshalb sage ich Dir, daß nach Ausspruch Aller, die mich früher gehört, meine Stimme an Fülle und Biegsamkeit eher zu- als abgenommen hat. Meine Coloratur wird sehr gelobt, und das freut mich, denn ich habe unsägliche Mühe darauf verwendet.“ … In der That blieb der Gesang der Marlitt rein und kräftig bis in ihr Alter, und sie konnte sich und Andere durch ihn erfreuen.

(Schluß folgt.)


Elen- und Säbel-Antilopen mit Jungen.

Von Paul Matschie.

Für den Tiergärtner bedeutet es ein sehr erfreuliches Ereignis, wenn seine Pfleglinge sich fortpflanzen. Er hat dann den Beweis dafür, daß es ihnen in ihren Gehegen behagt. Im Antilopenhause des Berliner Zoologischen Gartens sind im vorigen Frühjahre mehrere solcher Fälle eingetreten, und diese waren deshalb besonders bemerkenswert, weil sie Arten betrafen, die bisher nur sehr selten in der Gefangenschaft zur Fortpflanzung gebracht worden sind. Die „Gartenlaube“ hat sich die Gelegenheit, Jugendformen zweier außerordentlich interessanter Huftiere ihren Lesern vorzuführen, nicht entgehen lassen. Meiner Frau ist es gelungen, die niedlichen Antilopen-Kinder in charakteristischen Bildern festzuhalten. Es war ihr letztes Werk.

Säbel-Antilopen.
Nach dem Leben gezeichnet von A. Matschie-Held.

Die Elen-Antilopen (Oreas) gehören zu den gewaltigsten Vertretern der Wiederkäuer. Von allen Antilopen erinnern sie am meisten an die Rinder, namentlich an das Zebu. In ihren plumpen Bewegungen, in ihrem Betragen gleichen sie Buckelrindern, und die breite Wamme am Vorderhalse des Bullen vermehrt noch die Aehnlichkeit. Die Heimat dieser Antilopen ist das tropische Afrika südlich von der Sahara mit Ausnahme der Guinea-Küste und des Congo-Gebietes. Wahrscheinlich muß man mehrere geographische Abarten unterscheiden, jedoch sind sich die Zoologen über diese Frage noch nicht einig. Leider ist die Rinderpest auch den Elen-Antilopen verderblich geworden, und aus weiten Gebieten des östlichen und südlichen Afrikas scheint diese Art fast völlig verschwunden

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0152.jpg&oldid=- (Version vom 14.8.2023)