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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Pflügen des Berieselungsgrundes unterhalb des Staudammes auf Voigtland.

Eine weitere Art der Wasserbeschaffung, von deren Durchführung es abhängt, ob im Schutzgebiete in wirklich nennenswertem Umfange Ackerbau getrieben werden kann, besteht in der Anlage von Staudämmen. Auf sie lenkt sich mit Recht in neuerer Zeit die Aufmerksamkeit der intelligenteren und vorwärtsstrebenden Farmer. – Unsere obenstehende Abbildung zeigt einen neuerdings aufgeführten Dammbau, der sich ganz besonders bewährt und einen Wasserbehälter für ein größeres Areal darstellt. Es ist dies das Stauwerk auf der von der Regierung gekauften Farm Voigtland der Firma Wecker & Voigts. Der Damm ist 100 m lang, 4 m hoch, oben 1 m, unten 12 m stark. Die dadurch erzeugte Wasserfläche hat eine Länge von 200 m und 100 m Breite. Die Anlage ist als die erste und zur Zeit einzige in der Nähe von Windhoek sehr lehrreich und sehenswert.

Endlich sei noch eines Wirtschaftszweiges gedacht, für dessen Gedeihen in Südwestafrika sehr günstige Bedingungen vorhanden sind. Einer der gründlichsten Kenner des Schutzgebietes, Dr. Hindorf, führt aus, daß bei den noch wenig entwickelten Verkehrsverhältnissen in Deutsch-Südwestafrika gerade die Straußenzucht ein Mittel bietet, die abgelegeneren Teile des Landes auszunutzen, da die Beförderung der Federn nach der Küste hin, auch tief aus dem Innern, keine Schwierigkeiten macht. Es darf bei der Auswahl des Geländes für die Straußenzucht nicht übersehen werden, daß der Strauß, wenn er auch nicht wählerisch in Bezug auf seine Nahrung ist, doch ein recht starkes Nahrungsbedürfnis hat. Darum ist eine reichliche Ernährung des Straußes eine der ersten Bedingungen für die Rentabilität seiner Zucht. Eine Straußenfarm muß daher nicht nur über einen ausgedehnten Weidegang verfügen, sondern auch in der Lage sein, ihre Vögel mit künstlicher Fütterung zu versorgen. Am besten eignen sich für die Zucht des Straußes weite Grasebenen mit hartem, trockenem Boden und mäßig reichlicher Vegetation, wo ihm verhältnismäßig große Flächen zur Verfügung gestellt werden müssen, damit er seinem Nahrungs- und Bewegungsbedürfnis leicht genügen kann. Als sehr praktisch hat es sich erwiesen, die Straußenzucht mit der Rind viehzucht zu vereinen. Man läßt Rindvieh und Strauße gemeinsam auf die Weide gehen; das Rindvieh hält das Gras niedrig und überhaupt die Vegetation etwas in Schranken, und die Strauße finden dann auf solcher kurz gehaltenen Weide ein ihnen sehr zusagendes Futter. In Zeiten der Futterknappheit muß dann aber eine Fütterung der Strauße stattfinden, am besten mit junger Luzerne, die sich als eines der besten Futtermittel für Strauße bewährt hat. Auch Körnermais sowie Kürbisse, die man in Stücke schneidet, sind ein gutes Futter. Für die jungen Strauße ist eine Fütterung mit ihnen zusagender Nahrung, am besten mit junger Luzerne (neben Straußeneiern), ein unbedingtes Erfordernis, und es muß daher das Gelände für die Straußenzucht auf jeden Fall so gewählt werden, daß der Anbau von Futtergewächsen in genügendem Umfang und im Notfall die künstliche Bewässerung der Felder möglich sind.

Windhoek.

Wo es sich um eine schnelle Vermehrung der Strauße handelt, bedient man sich eines Brutapparates mit großem Vorteil. Im allgemeinen aber ist es vorzuziehen, die Strauße ihre Eier selbst ausbrüten und ihre Jungen selbst großziehen zu lassen. Auf diese Weise legt ein Straußenweibchen zwar weniger Eier und es werden weniger Junge erzielt, als wenn man die Eier stets aus dem Nest nimmt und sie in den Brutapparat legt, aber das hat bei dem hohen Alter, das die Strauße erreichen, und bei ihrer starken Vermehrung nichts zu sagen.

Der Strauß scheint sich am besten zu entwickeln, wenn er möglichst frei und unter natürlichen Verhältnissen aufwächst und lebt. Zwar muß er von frühester Jugend an im Umgang mit Menschen bleiben, damit er zahm wird und bleibt, auch ist er für gewisse Verbesserungen seiner Lebensbedingungen, so für die künstliche Fütterung und für ein Schutzdach während des Brütegeschäfts, sehr empfänglich, aber wenn man ihn zu tiefer eingreifenden Aenderungen seiner Lebensweise zwingt, macht sich dies bald nachteilig bemerkbar. Daher haben auch die Versuche, den Strauß auf verhältnismäßig beschränktem Raum, z. B. auf großen Höfen, zu halten und ihn dort nur künstlich zu füttern, kein gutes Ergebnis gehabt.

Man erreichte das Gegenteil dessen, was man erstrebte: die

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0430.jpg&oldid=- (Version vom 7.5.2021)