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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

ganz außer acht gelassen. Es ist das Verdienst des Professors Walther Nernst in Göttingen, darauf aufmerksam gemacht zu haben, daß solche Nichtleiter durch Erwärmung zu Leitern gemacht werden können. Diese Thatsache liegt der neuen Glühlampe zu Grunde!

Sie baut sich der Hauptsache nach aus einem stäbchenförmigen Nichtleiter (Magnesia und Porzellan) auf, zu dessen beiden Enden die Drähte eines Stromkreises führen. Wird der Nichtleiter erhitzt – Nernst führt das im einfachsten Falle mit einem Streichholz aus – dann durchfließt ihn zunächst ein wenig Elektricität, die die Wärme vermehrt; die Stromzufuhr wird größer und größer und erzeugt endlich ein der Tagesbeleuchtung sehr ähnliches Licht!

Da die Nichtleiter unverbrennliche Körper sind, so bedürfen sie nicht des Schutzes der luftentleerten Glasbirne und machen den Bau der Lampe verhältnismäßig wohlfeil.

Neben der soeben geschilderten einfachsten Form hat Nernst auch Lampen mit automatischem Vorwärmer konstruiert. In ihnen wird unmittelbar neben dem Nichtleiter ein Platindraht, der um ein Thonröhrchen geschlungen ist. in den Stromkreis eingeschlossen. Tritt der Strom in die Lampe, dann verlegt ihm der Nichtleiter den Weg und er geht zunächst durch das Platindrähtchen. Es glüht, und seine Wärme genügt, um den Nichtleiter vorzuwärmen und leitend zu machen.

Professor Nernst hat sich bei der praktischen Ausgestaltung seiner Lampe der Unterstützung bewährter Techniker, der Ingenieure der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft in Berlin, bedienen können. Die Nernstlampe dürfte deshalb allem Anscheine nach fertig und durchaus gebrauchsreif in nicht zu ferner Zeit auf dem Markte erscheinen. Sie ist durch ihren einfacheren Aufbau und die wirtschaftlichere Ausnutzung der elektrischen Kraft wohlfeiler als die ältere Glühlampe. Sie wird voraussichtlich das elektrische Licht populär machen.

Franz Bendt.     




Bilder aus dem oberösterreichischen Mühlviertel.

Von Eduard Zetsche.0 Mit Illustrationen von W. Gause.


Gleich zwei anderen Teilen des Landes Oberösterreich, dem Inn- und dem Traunkreis, führt auch das Mühlviertel seine Bezeichnung auf einen Flußnamen zurück, auf die große Mühl, die als „Muhel“ schon 1180 im Landbuche als Grenzfluß gegen Bayern genannt wird. Man fühlt sich aber beinahe versucht, den Namen des Ländchens nicht von dem Flusse „Mühl“, sondern von den schier zahllosen Säge- und Mahlmühlen abzuleiten, die sich in dichter Folge an den Wasserläufen der Gegend angesiedelt haben. Ueberall dringt uns ihr Rädergebraus entgegen und blinken die fallenden Wasser durch die Erlen und Buchen hervor – stets neue Illustrationen zu Schuberts „Müllerliedern“ bietend.

Hingelagert zwischen Donau und Böhmerwald, ist das Mühlviertel in seinem landschaftlichen Charakter wesentlich verwandt jenem der beiden Nachbargebiete, des Bayrischen Waldes und des niederösterreichischen Waldviertels. Es bildet Hügel und weite Hochflächen auf granitner Unterlage, belebt durch zahlreiche Flüsse und Bäche, die, goldbraun und forellenreich, bald als stille Waldspiegel das Auge erfreuen, bald in kraftvollen Stürzen dem großen Strome zustreben. Von den Höhen des Landes, die sich im Blöckenstein bis zu 1378 Metern erheben, von den Wehrtürmen der hochgelegenen Burgen sieht man – überrascht und entzückt – hinüber auf die sanftblau dämmernde, vielgezackte Kette der Hochalpen. Oetscher und Traunstein, der Hohe Priel, der Watzmann, kurz, alle die trotzigen Bergkönige vom Wiener Schneeberge bis zum Berchtesgadener Hochthron, ragen in der Ferne empor. Der Wald bildet noch heute einen mächtigen und prächtigen Teil dieser Landschaft; einst war er in ihr vorherrschend, und die endlosen Forste des „großen Nordwaldes“ überschatteten auch unser gutes Mühlviertel. Noch heute, also nach tausend Jahren, nennt das Volk dieses ganze, weite, bayrisch-österreichische Gebiet einfach „Im Wald“; man „is im Wald z’ Haus“, man kommt „aus’m Wald“. Jahrhunderte hindurch bildete der „Nordwald“ zugleich einen natürlichen Wall, einen fast undurchdringlichen Verhau gegen den bösen slavischen Nachbarn; die Schlachten gegen den zweiten Feind, die Reitervölker der Avaren und Ungarn, wurden unten an der Donau und Enns, zuletzt (955) am Lech geschlagen, und es galt ein hartes Stück Arbeit, bis die karolingische Ostmark dauernd dem Reiche angegliedert war. Die Bajuvaren, bayrische Edle, die Hochstifte und Klöster von Passau und Bamberg mit ihren Leuten erwiesen sich dabei immer wieder als standhafte Verteidiger der Kultur des Landes.

Werfenstein.

In friedlichen Jahrzehnten rasch aufblühend, stattete die junge Mark bald in der schönsten Weise dem Mutterlande ihren Dank ab. Denn als im 12. Jahrhundert jener reizvolle Frühling des ritterlichen Minnegesanges aufging, da trieb er gerade hier unvergänglich schöne Blüten, in Liedern voll Innigkeit und naivem Wohllaut und von so künstlerischer Vollendung, daß sie auch von den späteren der höfischen Glanzzeit nicht mehr übertroffen wurden. Da saß unweit von Linz der ritterliche Sänger von Kürenberg und in unserem Mühlviertel selbst Herr Dietmar von Aist, dessen Burg wohl in jenem schwermütig schönen Thale der Aist stand, deren Wasser so dunkel sind, daß sie die „schwarze Waldaist“ genannt wird. Seine Lieder begrüßen die Frühlingszeit und klagen, wenn Sommerwonne und Lindenlaub wieder schwinden: „geschwigen sint die nahtegal, sie hat gelassen ir süßes singen“. Die liebende Frau aber blickt sehnend dem fliegenden Falken nach; er hat es gut:

„So wo1 dir, valke, daz du bist,
Du vliugest, swar dir lieb ist.“

Von diesen Dichtern der Frühzeit hinweg haben wir allerdings einen gehörigen Schritt zu machen, bis wir dem Mühlviertel in der poetischen Litteratur wieder begegnen. Erst um die Mitte unsres Jahrhunderts hat Julius v. d. Traun (J. A. Schindler) sein schönes Skizzenbuch „Oberösterreich“ geschrieben, das Werk eines echten lebensfreudigen Poeten, und fast gleichzeitig schuf Adalbert Stifter seinen „Hochwald“, eine Dichtung, die noch lange warmfühlende Herzen erfreuen und rühren wird und deren Schauplatz unsere Gegend geliefert hat. Sie spielt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, und ihr Held ist ein schöner Schwedenjüngling. In jene Epoche fiel das größte geschichtliche Erlebnis des Landes: die Schweden mit ihren heranziehenden Regimentern bildeten die letzte Hoffnung der evangelischen oberösterreichischen Bauern,

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0500.jpg&oldid=- (Version vom 22.9.2020)