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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Inhalt.

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Der König der Bernina. Roman von J. C. Heer (6. Fortsetzung) 773
George Washington. Ein Gedenkblatt zur 100. Wiederkehr seines Todestages. Von Rudolf Cronau. Mit Abbildungen 780
Gefälschte Briefe. Ein Bild aus deutscher Geschichte. Von Rudolf von Gottschall. 784
Verwandtenbesuch. Skizze von Karl Wolf. Mit Abbildung 792
Eine Ballonfahrt im Sternenschein. Von J. C. Heer. Mit Initiale 794
Blätter und Blüten: Die Baumhäuser der Eingeborenen von Britisch-Neu-Guinea. (Mit Abbildung.) S. 802. – Der Krieg in Südafrika. (Mit Abbildungen.) S. 802. – Das Denkmal für in der Völkerschlacht 1813 gefallenen Krieger auf dem Leipziger Nordfriedhof. (Mit Abbildung.) S. 803. – Mistelgauerin im Brautschmuck. (Zu dem Bilde S. 773.) S. 803. – Verwendung von Aluminiumplatten in der Lithographie. S. 803. – Das neue Flußwasserwerk der Stadt Hannover. (Mit Abbildung.) S. 804. – Samariter. Von Karl Brandt. (Zu dem Bilde S. 789.) S. 804. – Der Hexentanzplatz vom Hirschgrund aus. (Zu dem Bilde S. 797.) S. 804. – Die Rivalinnen. (Zu dem Bilde S. 800 und 801.) S. 804. – Penelope. (Zu unserer Kunstbeilage.) S. 804.
Illustrationen: Mistelgauerin im Brautschmuck. Von Heinr. Stelzner. S. 773. – Der Löwe kommt! Von St. Grocholski. S. 777. – Abbildungen zu dem Artikel „George Washington*. Von Rud. Cronau. Mount Vernon, der Wohnsitz Washingtons. Washingtons Begräbnisstätte zu Mount Vernon. S. 781. Zum Gedächtnis George Washingtons. S. 785. – Samariter. Von G. Wolters. S. 789. – Verwandtenbesuch. Von Franz v. Defregger. S.793. – Initiale zu dem Artikel „Eine Ballonfahrt im Sternenschein“. S. 794. – Der Hexentanzplatz im Harz, vom Hirschgrund aus gesehen. S. 797. – Die Rivalinnen. Von Eugen v. Blaas. S. 800 und 801. – Ein Baumhaus auf Neu-Guinea. 802. – General Crouje. General Kock †. Generalmajor Symons †. S. 802. Gepanzerter Eisenbahnzug der Engländer in Südafrika. Artillerie der Buren im Feuer. S. 803. – Das Denkmal für in der Völkerschlacht 1813 gefallene Krieger auf dem Nordfriedhof zu Leipzig. S. 803. – Das neue Flußwasserwerk der Stadt Hannover. Das Maschinenhaus mit dem Wasserturm. Treppenaufgang. S. 804.
Hierzu Kunstbeilage XXV: „Penelope.“ 0 Von H. Pinta.




Kleine Mitteilungen.


Reibung und Abnutzung. Nach siebenjährigen Beobachtungen und Messungen wurde eine mit den schwersten bis jetzt gewalzten Schienen ausgerüstete Strecke einer englischen stark benutzten Eisenbahn an den Schienenköpfen innerhalb dieses Zeitraums um 2,4 mm, d. h. jährlich um 0,34 mm abgenutzt. Die Strecke hat jährlich den Uebergang von 1 Million Tonnen an Wagen, Gütern und Menschen auszuhalten und wird im ganzen 35 bis 40 Jahre dem Verkehr dienen können, bevor die Schienen der Erneuerung bedürfen. Dieselben werden alsdann 12,5 mm ihrer Kopfhöhe durch die rollende Reibung der Radreifen verloren haben. – Schneller vollzieht sich die Abnutzung der festen Landstraßen, die in dem Musterlande des deutschen Straßenbaues, im Königreich Sachsen, auf 6,7 mm jährlich, für das festgewalzte Schottermaterial berechnet, festgestellt wurde. Alle elf Jahre bedürfen die Straßen hier einer aufgeschütteten Steinschlagschicht von 9,25 cm im ungewalzten oder 7,4 cm im gewalzten Zustande. – Ein trotz seiner Weichheit wenigstens gegen die rollende Reibung sehr widerstandsfähiges Material ist der Gummibelag der Pneumatikreifen unserer Fahrräder. Der Laufmantel eines solchen Reifens ist 3 bis 4 mm stark an der Lauffläche, wovon etwa die Hälfte auf den Gummibelag, die Hälfte auf das untergelegte sehr feste Gewebe kommt. Nach anderthalbjährigem Gebrauch war die Gummischicht eines solchen Reifens trotz schlechter Straßen kaum merkbar beansprucht. Die 2 mm hohen Nonslipping-Wulste eines Hinterradreifens hatten nach der Zurücklegung von 5000 km noch fast ihre volle Stärke, andererseits kann durch anhaltendes Bergabfahren und Bremsen der Gummibelag des Vorderrades sehr viel schneller zerstört werden, und am meisten leiden darunter die leicht zu ersetzenden Gummiflächen der Bremse selbst. Verfasser hat den 20 mm hohen Bremsklotz eines Rades bei einer nur zehntägigen Gebirgsreise bis auf einen verschwindenden Rest abgenutzt. – Es braucht nicht immer der weichere von zwei Körpern zu sein, der sich beim Vorgange der Reibung am meisten abnutzt. Steter Tropfen höhlt den Stein, heißt es im Sprichwort und in der Wirklichkeit. Die eisernen Becher oder Schraubengewinde von Kornelevatoren werden durch die bloße Bewegung oder den schärferen Anprall der Getreidekörner so stark abgenutzt, daß sie verhältnismäßig häufig ersetzt werden müssen, und selbst harte Mühlsteine nutzen sich durch die Reibung des Getreides und Mehles verhältnismäßig sehr schnell ab. – Besonders zerstörende Wirkungen bringt die Reibung eines Wasserstrahles hervor. Bei dem kalifornischen Elektricitätswerk zu Fresno, dessen Peltonräder durch den Druck einer 427 m hohen Wassersäule gespeist werden, wird das verbrauchte Wasser mit einer solchen Gewalt umhergespritzt, daß die Cementwände der Turbinenkammern schon nach den ersten Tagen des Betriebs die Spuren einer furchtbaren Zerstörung aufwiesen. Man kleidete sie durch dreizöllige mit Eisenblech bekleidete Bohlen aus, aber das Eisen zeigte nach wenigen Stunden ein Aussehen, als ob es durch Säurestrahlen angegriffen worden wäre. Jetzt sind die Kammern durch 4 cm dicke Gußeisenplatten geschützt, welche häufig ausgewechselt werden. – Tägliche Beweise der Abnutzung durch Reibung liefert uns das durch unsere Hände gebende Geld. Ein seit 1859 im Umlauf befindlicher Kreuzer hat seit dieser Zeit fast den vierten Teil seiner Dicke und seines Gewichtes verloren. Die im Umlauf befindlichen Goldmünzen der Erde nützen sich durch das bloße Angreifen so stark ab, daß der damit verbundene Verlust sich jährlich auf 1100 kg Gold oder 3 Millionen Mark beläuft. Bw.     

Stand der Kleinbahnen in Preußen. Alles, was sich Straßenbahn, Pferdebahn, Trambahn, elektrische Straßenbahn, Industriebahn oder Gütereisenbahn, Schmalspurbahn, Kreisbahn, Gebirgsbahn, Drahtseilbahn, Bergbahn, Zahnradbahn oder gar Schwebebahn nennt, wird amtlich in der Regel als Kleinbahn bezeichnet. Nach dem Januarheft der „Zeitschrift für Kleinbahnen“ ist die Zahl der bereits vorhandenen und konzessionierten Kleinbahnen im Königreich Preußen auf 274 angewachsen, ihre Gesamtlänge beträgt 5673 km, d. h. mehr als diejenige der bayerischen Staatsbahnen, die ständige Arbeiterzahl ist gleich 13 681 Köpfen. Zwar herrscht, wie der betreffende Bericht ausweist, im allgemeinen das Bestreben, die tierische Kraft (Pferde) durch Elektricität zu ersetzen, noch immer aber behauptet die Lokomotive den Vorrang, da sich von den 274 Bahnen ihrer immer noch 156 Unternehmungen bedienen. Von dem verbleibenden Reste haben 67 elektrischen Betrieb, 37 haben Pferdebetrieb, worunter eine Bahn, die sich nebenbei auch der Ochsen als Zugtiere bedient, 4 Seilbetrieb, die anderen haben gemischten Betrieb mit Pferden und elektrischen Maschinen oder mit Lokomotiven und Pferden.

Die meisten Kleinbahnen, nämlich 26, befinden sich im Regierungsbezirk Düsseldorf; dort ist auch die erste Schwebebahn, eine neue Form des Personentransports zwischen Barmen-Elberfeld und Vohwinkel, im Bau. Je 19 Unternehmungen befinden sich in den Regierungsbezirken Potsdam und Schleswig, Köln hat 16, Wiesbaden 15, Magdeburg 13 etc. Je nur eine Kleinbahn haben die Bezirke Lüneburg und Münster i. W.

Frauen und Männer in Europa. Die beiden Geschlechter halten sich, was die Kopfzahl anbelangt, nicht die Wage. In verschiedenen Ländern ist die Zahl der Frauen größer als die der Männer; in anderen wieder sind die Männer in der Majorität. Einen interessanten Einblick in diese Verhältnisse gewähren uns Otto Hübners „Geographisch-statistische Tabellen aller Länder der Erde“, herausgegeben von Prof. Fr. v. Juraschek (Verlag von Heinrich Keller, Frankfurt a. M.). In der soeben erschienenen Ausgabe für das Jahr 1899 sind die neuesten statistischen Ermittelungen berücksichtigt und nach ihnen erscheint als das frauenreichste Land Europas Portugal, denn dort stehen 1000 männlichen Einwohnern 1078 Frauen gegenüber. Diese Verhältniszahl beträgt für Großbritannien 1048, für Österreich 1044; Deutschland hält mit 1037 Frauen auf 1000 Männer unter den Ländern mit Frauenüberschuß die Mitte. Dann kommen Rußland mit der Verhältniszahl 1028, Ungarn mit 1015 und Frankreich mit 1014. In Italien ist die Zahl der Frauen geringer als die der Männer; 1000 Männern stehen hier nur 995 Frauen gegenüber; noch niedriger ist das Verhältnis in Serbien, nämlich 948; in Griechenland stellt es sich sogar nur auf 919, und über den größten Mangel an Frauen kann sich Bosnien beklagen, denn dort finden sich auf 1000 Männer nur 894 Personen des schöneren Geschlechtes. *      

Aus der „guten“ alten Zeit. Kurfürst August von Sachsen rechnete seinen Jägern die „Erlegung“ eines Wilddiebes hoch an und ließ ersteren hierfür öfters eine Prämie von 100 Gulden ausbezahlen, obwohl er sich sonst nicht durch besondere Freigebigkeit auszeichnete. Augusts Sohn und Nachfolger Christian I erhöhte diese „Schießprämie“ in einem Reskripte vom 2. Februar 1588 sogar auf 100 Thaler, „damit die Pirschmeister auf dergleichen Wildpretsbeschädiger künftig desto besser Aufachtung geben und denselben mit desto mehrerem Fleiße nachtrachten, auch ihrer deshalb ausstehenden Gefahr Ergötzlichkeit erlangen mögen.“ Sehr erfreut war Kurfürst Christian I, als ihm Graf Philipp von Hohenlohe im Jahre 1590 aus den Niederlanden, wo sich dieser Fürst aufhielt, zwei Hunde zum Geschenk machte, „deren der eine nur für einen Bluthund, der andere aber die Wildpretschützen oder andere Menschen in den Waldungen und Hölzern aufsuchen könne, aus England zugeschickt und berühmt worden.“ Von einer Menschenjagd, die mit diesen Hunden angestellt worden wäre, fand sich in den Akten erfreulicherweise nichts vor. H. B.     

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 772_d. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0772_d.jpg&oldid=- (Version vom 21.2.2023)