Seite:Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg Ludwig Mayr 062.jpg

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welche den ihrigen auf dem jetzt zerfallenen Schlosse unter Kimrathshofen hatten, den grausamen Entschluß faßten, den guten und um sein Stift verdientesten Abt durch einen niederträchtigen Meuchelmord auf die Seite räumen und ermorden zu lassen, welches sie auch ausführten.

Hiezu gebrauchten sie die eigenen Diener des Abts, die sie mit Bestechungen und Verheißungen an ihrem Herrn treulos machten und für ihre Absicht gewannen. Zwar schien Abt Eggo von einem jählingen Anfalle schon etwas zur rechten Zeit geahnt zu haben, indem er sich zur Tageszeit in einer Ecke eines festen Turmes verbarg, wovon man durch eine Oeffnung in die angebaute Stiftskirche hinuntersah … In der Nacht des 18. Tages des Augustmonats 1416 überfielen die aus der Dienerschaft besoldeten Meuchelmörder ihren Herrn im Bette, erwürgten denselben und warfen, um ihrer schwarzen Tat den Anstrich eines verübten Selbstmordes zu geben, den entseelten Leichnam durch die Oeffnung des obgemelten Turmes auf das Kirchenpflaster hinunter … Einige Mörder mußten die verruchte Tat unter der Hand des Nachrichters büßen; die andern machten sich unsichtbar … Dagegen blieben die Anstifter völlig straffrei …“ Baumann (II. 39) nennt diese Begebenheit eine der schändlichsten Taten, welche die Geschichte des Allgäus beflecken, und mit Recht! Aus der ersten Hälfte bis zum Rechtsstreit möchte man nun wohl herauslesen, daß eigentlich Heinrich von Eisenburg der Haupträdelsführer sei. Sonderbarer und bezeichnender Weise wird er aber nach der gerichtlichen Behandlung weder hier noch G. K. I. 234 genannt. Er hat sich jedenfalls mit dieser abgefunden. Und „eine der schändlichsten Taten des Allgäus“ dürfen wir, ohne eine besondere Lanze für den Eisenburger zu brechen, getrost von deren Namen abwälzen. Auch die Teilnahme an allen Angelegenheiten der Kirche und für diese ist dessen Beweis genug.

Mit dem Spital war Heinrich 1415 in eine „Irrung“ geraten. Wir hörten schon früher (1340), daß das Unterhospital alle Güter zu Unterholzgünz bis auf einen „Acker“ aufgekauft hatte. Heinrich hat sich angemaßt, die Rechte seiner Ahnen dortselbst trotzdem noch weiter auszuüben, und es wird als erforderlich erachtet, durch ein Schiedsgericht die Unhaltbarkeit dieser Ansicht feststellen zu lassen. Am hl. Kreuztag 1415 (15. IX.) entscheiden Ritter Berchthold von Stein zu Ronsberg als „gemeiner Mann“, dann Ritter Diepold von Aichelberg und Volck Honold von Kaufbeuren sich dahin, daß das Unterhospital bei dem Gericht zu Unterholzgünz billig bleiben soll, und genannter Heinrich von Eisenburg des Spitals Leuten daselbst nicht zu gebieten

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)