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Der Kampf um die Hoheitsrechte in Eisenburger Herrschaft.

dem Reiche zu erhalten bezw. zurückzuerobern. Aber was war diese beamtete Person gegen einen Herzog! Tatsächlich führte der Landvogt ein beschauliches Dasein, bis unter der schlafmützigen Majestät eines Friedrich III. ein gewaltiger Aufstrom niederer Schichten in höhere erfolgen konnte. Da glaubte auch die Landvogtei die Zeit als gekommen, noch zu retten, was möglich. Zeitlich fällt diese Periode zusammen mit dem Aussterben des alten Geschlechts der Isenburg, weshalb die plötzliche Rührsamkeit der Landvogtei gegen das eben neu geadelte Geschlecht der Settelin auf Eisenburg doppelt auffallend ist, aber auch fast selbstverständlich erscheint.

Noch ein drittes kam hinzu, die Landvogtei zu wecken: Sie, die bisher von den Kaisern meist verpfändet worden war, kam 1486 (U. B.) an das Haus Österreich und verblieb dort bis zu ihrer Auflösung 1806. Da Österreich selbst in Schwaben „Großgrundbesitzer“ war, hatte die Landvogtei von da an ein ganz anderes Gewicht, und noch mehr, wenn der jeweilige Kaiser aus Habsburgischem Stamme war, was ja von nun an meist die Regel bildete. Auch das Richteramt war längst von den Vogteigeschäften getrennt worden (1348), sodaß sich der Landvogt ganz den politischen Zu- und Umständen widmen konnte. Dem Landvogt unterstanden die sonst von den Wandlungen der Landvogtei unberührten kaiserlichen Gerichte, das Landgericht für Schwaben, das freie kaiserliche Landgericht „auf Leutkircher Heid und in der Gepirs“, das kaiserliche Hofgericht zu Rottweil – was die Ernennung der Personen betrifft. Ein Ableger des Leutkircher Landgerichts war das Landvogteigericht zu Tontenhofen, später Gebrazhofen, von welch letzterem wir noch hören werden, mit einem Gerichtsammann an der Spitze. Sitz des Oberamtes war Altdorf (später Weingarten genannt), während der Landvogt selbst meist in Ravensburg residierte. Malstätten des Landgerichts waren außer Leutkirch selbst, von wo aber der Sitz infolge Geleitbruches durch Leutkircher 1512 nach Isny verlegt wurde, Wangen, Ravensburg und Lindau, welch letztere im 16. Jahrhundert ebenfalls nach Altdorf bezw. Weingarten kam. Auch der Name änderte sich unter Karl V. in Landgericht Schwaben, dessen Zuständigkeitsgebiet bis hinunter an die Donau bei Scheer, über Illereichen hinüber an den Lech, hinauf ins Tannheimer Tal und über den Bregenzer Wald an den Bodensee reichte (nach U. B.).

Um sich in diesem gewaltigen Gebiet gegen den mitlaufenden Gerichtszwang des Landgerichts zu schützen, schufen sich die schwäbischen Kreisstände verschiedene Mittel: entweder schlossen

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_127.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)