Seite:Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg Ludwig Mayr 162.jpg

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Schrecknisse des Kriegs brachte er gegen sein Ende nochmal über M. und seine Umgebung. 1646, 4. September: Sind zu Amadingen bayrische Reiter eingefallen, sind von Heilbronn allher gekommen, bey 700 gewest, des Kaspars Regiment. Es hat in diesen Tagen große Unruhe gegeben wegen der Reiter. – 1647, 13./23. September: Ist der schwedische Rittmeister Otto Albrecht von Eberstein mit ungefähr 70 Pferden aus der von den Kaiserlichen und Bayern belagerten Stadt M. ausgefallen und von den bayerischen Reitern, die zu Amendingen lagen, alsbald angegriffen worden, hat dieselben aber bald wieder zurückgetrieben, wobei sie einen Rittmeister und einen Reiter verloren. – Die 9 wöchige Belagerung richtete die Stadt nahezu zu Grunde. – –

Es ist staunenswert, wie rasch sich das zertretene Deutschland wieder erholte, und so auch unsere Gegend. Schon 1653 kann der Chronist berichten, daß die Schäden dieses beispiellosen Krieges allgemach zu heilen beginnen. Das Schloß Eisenburg (Hans Eitel Neubronner ist noch am Ruder) wird im Jahre 1653 wieder aufgebaut. Dieser 3. Bau ist in der Hauptsache noch erhalten und von diesem endlich auch ein Holzschnitt aus dem Jahre 1680 (u. a. im Schloß, Museum). Doch muß vor dem Neubau der Verkauf der jedenfalls in trostlosem Zustande befindlichen Herrschaft in der Luft gelegen sein. Denn einesteils legt sich Eitel Hans ein neues Urbar an, das der Gülten halber um diese Zeit nicht viel Sinn gehabt hätte. Andernteils aber findet sich in A. M. (Memmingen Reichsstadt C. 58) ein gar merkwürdiges Schriftstück ohne Tag- und Unterschrift, schwer entzifferbar, im damaligen halb lateinischen Kanzleideutsch, geschrieben ausdrücklich nach dem Schwedenkrieg und unter Sr. Fürstlichen Hoheit Herzog (Kurfürst) Maximilian in Bayern (der 1651 starb). Seine Überschrift lautet: „Nachdenkliche Ursachen, worumben vor allen andern Ihro Fürstl. Hoheit Herzog Maximilian in Bayern etc. eine starke reflexion auf die Herrschaft Eisenburg machen, selbige kaufen und omni quo fieri potens modo verhindern solle, daß sie der Stadt M. nicht in die Hand gestellet werde.“ Warum die Herrschaft der bayerischen Hoheit so sehr am Herzen lag, ist ein ideelles und ein reales Motiv: die durch die „Lutterische Statt“ bedrohten „Cathollische Güeter und diese guet Cathollische Leüth vnd Vnderthanen Jum Eysenburg sollen nit ganzen in Abfahl deß glaubenß nach und nach geflochten werden“. Zum andern wäre es für Bayern sehr vorteilhaft, den Salz- und Eisenhandel, der für Memmingen viel Nahrung bringt, von der Egelseer Brücke über Amendingen, Westerheim u. s. w. abzuleiten. – Doch blieb es beim Nachdenken.

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_162.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2023)