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aus der Sache zu kommen, wolle er sich mit 1800 fl genügen lassen, dabei aber bleiben. Hievon träfen das Hospital, weil 6 1/2 Zwölftel der Herrschaft inhabend, 871 fl (worunter 200 fl für die über Ober- und Unterhart erlangte hohe Obrigkeit – welche Rechnung übrigens auf keinerlei Art stimmt). Für die Herrn Interessenten träfen also noch 929 fl, wobei Rat zu erwägen gebe, für die 3 adeligen Sitze und die dafür besonders erlangten Praerogative je 100 fl mehr zu fordern. Rat bittet, diese 929 fl an das löbliche Steueramt zu entrichten. Müsse man sich aber mit kontradizierenden Herren auf einen kompromissarischen Entscheid einlassen, so werde Rat die vollen 2666 fl 40 kr in Rechnung stellen. Im übrigen erhoffe man u. s. w.

Und diese Hoffnung ward nicht zu schanden. Die Herren Interessenten hatten Einsicht. Melchior Sigmund Lupin als derzeitiger Administrator erklärt dem Magistrat auf dessen intimatum vom 22. Juli namens der außer dem Hospital noch übrigen 5 Interessenten, daß sie aus besonderer Hochachtung gegen einen wohllöblichen Rat ihre von denen 1800 fl noch fehlenden 929 fl für aufgewendete Unkosten für erworbene Malefiz-Obrigkeit und Religions-Gerechtsame nebst den bekannten 31 fl 51 kr zu geben gesonnen seien.

Damit sind diese Hoheitsfragen endgiltig gelöst – bis nach 50 Jahren eine Macht auftritt, die eine Umwälzung aller bestehenden Verhältnisse herbeiführt, um nach weiteren 50 Jahren mit den letzten Resten einstiger Selbstherrlichkeit aufzuräumen: Bayern.

Übrigens muß hier festgelegt werden, daß die Reibereien durchaus noch kein Ende hatten. Schon im nächsten Jahre folgen wieder Beschwerden der Landvogtei, daß die Stadt 2 Gefangene prozessiere, die von dero Pastoren zur Changierung ihrer katholischen Religion immerzu angegangen und fast gequält werden (Sta 14. 10). Die Stadt weist das Unwahre dieser auf Anzeige des Spitalmeisters beruhenden Behauptung nach und bringt vor, daß sie seit 1726 alle der kathol. Religion anhangenden Delinquenten nach ihrem Ritus ad mortem präparieren lasse, ohne daß sie dazu verpflichtet sei. Selbst der Oberrat v. Dorn in Altdorf meint, in Wien werde es gleichgiltig sein, ob hier einer auf katholisch oder lutherisch den Kopf verliere. Aber auf alle Fälle werde es gut sein, dort zu sondieren, was auch geschieht. Schließlich verspricht die Stadt, in jedem Fall Reversalien auszustellen, womit man endlich allseitig zufrieden ist.

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_196.jpg&oldid=- (Version vom 8.7.2023)