Seite:Die Geschichte der Herrschaft Eisenburg Ludwig Mayr 208.jpg

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Fähnlin geb. Falserin zu tun, die mit ihrem Mann nicht hausen kann und darum das Gütlein für sich in Bestand nehmen zu dürfen bittet, was ihr auf 1 Jahr und nicht länger gewährt wird. (26.10.94) Gegen den Mann, den sie um 36 kr wöchentlich speisen muß, laufen fortwährend Zechforderungen bei der Herrschaft ein, die sie teils bereinigt, teils geschickt abwirft mit der Begründung, daß nach Herrn v. Eberz Gebot „Wirtshaus- und Saufschulden“ in den beiden hiesigen Wirtshäusern ihrem Manne gegenüber nicht zu tilgen sind. Inzwischen stirbt derselbe, und am 17. Juli 1795 könnte sie sich schicklich mit Xaveri Kirchheimer aus dem Rothischen verheiraten, was ihr abgeschlagen wird mit der Begründung, daß sie bei den teuren und harten Zeiten froh sein solle, sich mit ihren Kindern ehrlich zu ernähren. Am 31. Jänuer 1797 werden für ihre Kinder 2 Trager gesetzt, welche dann bitten, sie nicht von der Heimat zu verstoßen, womit dann das beginnt, was Vorn als „Fähnle-Prozeß“ angeführt ist; denn das Protokoll vom bez. Tag enthält auf diese Bitte den Bescheid: „Findet das Bitten in absicht der Wittib nicht statt, in absicht der Kinder könne niemand wissen, was in der Zeit stecke. – Über den Lauf des Prozesses selbst enthält „Prot.“ nur wenige Angaben, welche mit dem vorne aufgeführten übereinstimmen. Der 12.1.98 hat wieder einen Abschlag ihrer Bitte sie in ihr altes Gütlein ziehen zu lassen. Am 11. Mai d. J. aber, nachdem Ammann Eckle und Michel Schneider, Tochter Johanna und deren Geschwister ihr unter Thränen gegebenes Bittgesuch und Versprechen des Gehorsams und Wahrnehmens des Nutzens der Herrschaft unterstützen, findet sie endlich willigeres Ohr. Es wird ihr Stube, Küche, Hausgang und „Gädelein“ zu nützen gewährt. Am 23.4.99 legt v. Schermar ein Selbstbekenntnis nieder, wie er durch Knecht und Magd, die nun 3 Jahre das Gütlein für ihn betrieben, betrogen und hintergangen worden, wie diese alles zu seinem Schaden und Nachteil getan hätten. Zum Glücke nimmt auch Amor Partei, und so stellt sich für Johanna Fähnlin ein Bräutigam ein, Johann Georg Fleschhut aus dem Stiftischen Pflegamt Hohenthann mit 600 fl Vermögen, dem v. Schermar das ganze Gütlein mit noch einigen Jauchert vom Schloßgut verleiht. – Das Anwesen, um welches die Tragikomödie handelt, ist jetzt Hs. Nr. 14. 1742 war es an Marx Fähnlin als Nachfolger des Herzog gekommen. Herr v. Schermar hatte aber auch sonst manchen Strauß auszufechten. Erstlich wegen dem Zehent in der Bleiche. Als neues Kulturland war hier der Zehent strittig. Am 9.7.1795 unternimmt Schermar eine Tagsfahrt zum Oberamtmann der Reichskarthause Buxheim,

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Ludwig Mayr: Geschichte der Herrschaft Eisenburg. Selbstverlag, Steinbach bei Memmingen 1914–1918, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Geschichte_der_Herrschaft_Eisenburg_Ludwig_Mayr_208.jpg&oldid=- (Version vom 13.7.2023)