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Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z

Gegenwart und galt für einen eben so angenehm unterhaltenden Gesellschafter, als gewandten Geschäftsmann. Er war dabei edel und friedliebend und scheute sich nicht, auch wenn Gefahr damit verknüpft war, die Wahrheit offen zu sagen. Ein Beweis davon sind seine Briefe über das Mönchswesen, von einem katholischen Pfarrer an seinen Freund, von denen das 1ste Bdchen Zürich 1772 in 8. erschien, die 4 Auflagen, ohne die Nachdrücke, erlebten, viel Aufsehen erregten und von vielen Protestanten, ja selbst von einigen Katholiken mit Beifall aufgenommen wurden (der im Jahr 1772 verstorbene Diakonus Joh. Jac. Brechter zu Schweigern in Schwaben gab sie heraus, und Kaspar Riesbeck setzte sie später in einem 2ten, 3ten u. 4ten Bändchen fort, Zürich 1779–1781. N. A. 1787). Bei so vielen Vorzügen ging la Roche aber darin zu weit, daß er nur auf Staatsgeschäfte Werth legte und sich dabei, wenigstens dem Scheine nach, gegen alles, was Empfindung hieß, auflehnte. Dennoch entstand zwischen ihm und seiner zartfühlenden Gattin, die ihren Mann kannte, kein Mißverhältniß, sondern stets herrschte in ihrem Zirkel Eintracht und Freude, obgleich jedes seinen eigenen Weg der Erheiterung und Beschäftigung wählte. Sophie, die bisher fast nur in gelehrten Zirkeln gelebt hatte, kam durch ihren Gemahl in die des deutschen Adels, und durch seinen bedeutenden Wirkungskreis wurde ihr die Gelegenheit, die Angelegenheit der großen Welt, wie des gemeinen Mannes, kennen zu lernen und dadurch ihre durch Lecture erworbene Menschenkenntniß mittelst selbstgemachter Erfahrung zu begründen und

Empfohlene Zitierweise:
Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z. F. A. Brockhaus, Leipzig 1825, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_deutschen_Schriftstellerinnen_(Schindel)_II_192.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)