dem Volke Gottes etwas Großes zu werden. In einem andern Fall wurde allerdings im Alten Testament durch eine andere Geste, wenn wir so sagen dürfen, das Amt übertragen, als Elias den Elisa zu seinem Diener und Nachfolger berief. Nach Gottes Befehl warf er seinen Mantel über ihn zum Zeichen, daß er ihm diene, das, was zu seiner Ausrüstung gehört, ihm nachtrage, später aber diesen Mantel als Zeichen seines Prophetenstandes selbst überkommen werde. Im Neuen Testament findet sich die Handauflegung vom Herrn selbst geübt bei den Heilungen; er legte die Hände auf die Kranken, so wurde es besser mit ihnen und so hat er es auch den Seinen durch die Kraft seines Geistes verstattet. (Mark. 16, 18). Dann aber kommt die Handauflegung vor als Mitteilung des heiligen Geistes und seiner besonderen Gaben zum Dienst der Förderung des Reiches Gottes. So hören wir, daß bei den Samaritanern durch Handauflegung wunderbare Charismen, Geistesgaben, mitgeteilt wurden (Ap.-Gesch. 8). Späterhin tritt uns die Handauflegung entgegen als Einsetzung in das geistliche Amt. So mahnt Paulus den Timotheus, daß er niemand die Hand zu bald, zu früh auflegen solle (1. Tim. 5, 22); er erinnert ihn auch an die Gabe, die er selbst empfangen hat: wie es im ersten Brief (4, 14) heißt durch Handauflegung der Aeltesten und im zweiten (1, 6) durch Auflegung seiner, des Apostels Hand. Wir sehen, der Apostel und die Aeltesten zugleich haben ihm, da er in das Amt der Predigt und des Wortes berufen wurde, die Hände aufgelegt. Diese Uebertragung des Amtes durch Handauflegung schließt mehrfache Bedeutung in sich. Die Hand wird aufgelegt zunächst zum Zeugnis, daß Macht und Befugnis auf den Einzusetzenden übertragen werden; sie soll ferner bedeuten, daß die schützende Hand Gottes über denen walten wird, die in seinem Dienst im Berufe stehen und sie bedeutet im höchsten Sinn die Ueberschattung und Ausrüstung mit den Gaben des Geistes. Nun findet sich aber die Aussendung durch Handauflegung nicht nur beim Amt des Wortes selber; sie findet sich bei der Abordnung des Paulus zu seinem Missionswerk, denn unter Handauflegung der Aeltesten wurde er von Antiochia ausgesandt; aber sie findet sich auch bei solchen, die eine dienende Aufgabe in der Gemeinde hatten. Wir wissen es aus Ap. Gesch. 6, 6 von den 7 Almosenpflegern in der Gemeinde von Jerusalem. Es treten uns später die Diener oder Diakonen entgegen, die zunächst Gehilfen der Apostel und der Aeltesten in ihrem Berufe waren und dann auch äußere Dienste der Gemeinde zu leisten hatten. Diese Diener oder Diakonen werden zuerst im Philipperbrief 1, 1 genannt, dann 1. Timoth. 3, 8ff., wo nähere Anweisung gegeben wird über Aufstellung der Diener, wo auch die Anweisung steht, die für uns so wichtige, daß man sie zuerst versuchen, erproben soll, darnach lasse man sie dienen, setze sie ein in das förmliche Amt des Dienstes.
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. Neuendettelsau 1919, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_004.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)