Seite:Eichhorn Einsegnungsunterricht 1917 045.png

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Ereignisse im Voraus offenbare. Das ist eine, wie wir überzeugt sind, irrige Aussassung dieses Buches, das vielmehr endgeschichtlich aufgefaßt sein will. Wohl von der Gegenwart ausgehend, wohl die Räume der Zeiten kurz durchmessend, geht das Buch doch ganz und gar auf das Ende der Dinge, den Ausgang der Kirche. Als Trostbuch für die Gemeinde Jesu Christi in der letzten Zeit, als Weisung für die Kirche aller Zeiten, vom Standpunkt des Endes und Ausgangs der Kirche aus die Dinge zu betrachten, so will die Offenbarung aufgefaßt und demgemäß auch jene Stelle Offenbarung 14 verstanden werden, daß nämlich dem Gericht noch ein mächtiger Bußruf vorangehen wird. Luther selbst hat manchmal gemeint, sein Zeugnis sei der letzte Bußruf an die Kirche vor dem jüngsten Tag. Er hielt das Ende der Welt schon für sehr nahe bevorstehend und so ist man darauf gekommen, eine Weissagung auf Luther in der Stelle erkennen zu wollen. Weissagung im eigentlichen Sinn findet sich aber nur im Zusammenhang mit der Heilsgeschichte. Heilsgeschichte ist nichts anderes als die durch unmittelbares Eingreifen Gottes in den Gang der Dinge betätigte Vorbereitung und Herbeiführung des Heiles der Menschheit. Die Heilsgeschichte reicht bis zur Begründung der Kirche in der Welt. Was von dem an geschieht bis zum jüngsten Tag, ist nicht Heilsgeschichte, sondern Kirchengeschichte. Da hat die Kirche des Herrn die Aufgabe, das Wort vom Heil weiter zu tragen durch die Zeiten, durch die Jahrhunderte hindurch der endlichen Erscheinung des Reiches Christi den Weg zu bereiten, kraft der in sie gelegten Gaben des Wortes und Sakramentes. Wir können uns das deutlich klar machen an den beiden sich so nahestehenden Männern Paulus und Luther. Beide sind von Gott sichtlich berufen gewesen. Paulus jedoch, der Apostel, der Mann der Heilsgeschichte, der Begründer der Kirche Christi in der Heidenwelt, wurde berufen auf unmittelbare Weise, so daß ihm der erhöhte Herr persönlich entgegentrat auf dem Wege nach Damaskus. Bei Luther zeigt sich wohl auch sichtlich die Führung Gottes, seine Weltregierung und das Herrschen des gen Himmel Erhöhten, aber nicht aus wunderbare Weise. Darin sind sie aber beide sich gleich, daß sie ein auserwähltes Rüstzeug, jeder für seinen Beruf gewesen sind.


Wir reden nun heute vom auserwählten Rüstzeug der Reformation der Kirche. Und das ist Luther.
1. durch sein Erleben im entscheidenden Punkt,
2. durch seine Ablehnung falscher Stützen,
3. durch sein Gründen allein auf das Wort,
4. durch seine Betätigung wahrhaft kirchlicher Haltung,
5. durch seinen Verzicht aus Selbstgenügsamkeit.