Seite:Eichhorn Einsegnungsunterricht 1917 075.png

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Dargelegte von der wunderbaren Bewahrung der Reformation der Kirche. Der Kaiser bekam erst im Jahre 1526 und zwar nur für kurze Zeit, dann wieder 1529 auch nur insofern freie Hand, daß er vorübergehend Frieden mit dem König Franz, seinem Hauptgegner erlangte; doch bestand im Jahre 1529/30 immer noch die Türkengefahr, wenn auch nicht so stark wie ein Jahr später, sodaß der Kaiser die Hilfe des deutschen Reichstages nicht ganz entbehren konnte. Die Fürsten des Reichstages mußten ihm Gelder und Hilfstruppen bewilligen. So hat der Kaiser um jene Zeit eine zwiespältige Stellung eingenommen, im Ganzen gegen das Evangelium doch ohne zu wagen, sofort von Gewalt Gebrauch zu machen. Im Jahre 1530 kam er seit dem Wormser Reichstag, also seit 9 Jahren zum erstenmal wieder nach Deutschland. Er hatte sich in Bologna (Italien) vom Papste zum König von Italien krönen lassen, die letzte Krönung, die ein deutscher Kaiser vom Papst verlangt und erlangt hat. Von dort aus schrieb er den Reichstag aus zur Hilfe gegen die Türken und zur Beilegung der Streitigkeiten in Sache der Kirche. Er schrieb ihn aus auf den 7. April, aber es fiel ihm gar nicht ein, an diesem Termin schon anwesend zu sein, für unsere Verhältnisse unglaublich. Die evangelischen Fürsten stellten sich sehr zeitig ein. Der Kaiser näherte sich der Stadt Augsburg höchst langsam und erließ von unterwegs aus schon ein Verbot, fernerhin in Augsburg evangelische Prediger auftreten zu lassen. Doch solange der Kaiser fern war, kümmerten sich die evangelischen Fürsten um dieses Verbot nichts weiter. Am 15. Juni hielt er seinen Einzug, wobei er den päpstlichen Gesandten Campegins neben sich reiten ließ um zu zeigen, wie seine Gesinnung sei. So hatte er auch absichtlich seine Ankunft in Augsburg auf den Tag vor Fronleichnam gelegt. Die evangelischen Fürsten mit den übrigen Fürsten holten den kaiserlichen Herrn feierlich ein und geleiteten ihn in seine Herberge. Dort lud der Kaiser die evangelischen Fürsten zu der am nächsten Tag stattfindenden Fronleichnams-Prozession ein. Das lehnten die evangelischen Fürsten schlechthin ab. Damals war es der Markgraf Georg von Ansbach, der dem Kaiser erklärte, daß er lieber seinen Kopf wolle abhauen lassen, als in Glaubenssachen nachgeben. Weitere verlangte der Kaiser nochmals die Einstellung der evangelischen Predigten. Da diese Prediger nicht in Augsburg im Amt standen, gaben die Evangelischen nach, doch nur unter der Bedingung, daß die katholischen Geistlichen sich aller polemischen Angriffe gegen die Reformation enthielten. Am 20. Juni kam es dann zur feierlichen Eröffnung des Reichstages. Die evangelischen Fürsten holten mit den andern den Kaiser ab und der Zug ging zuerst zu einer Messe in den hohen Dom. Daran nahmen die evangslischen Fürsten teil, weil es eine politische Obliegenheit war. Der Kurfürst von Sachsen z. B. hatte bei dieser Gelegenheit dem Kaiser das Reichsschwert