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Seite:Eichhorn Einsegnungsunterricht 1917 138.png

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als Kind Gottes sich erkannt hat. Auch hinsichtlich der Form und Feier des heiligen Mahles ist es wohl schon vorgekommen, daß die Konsekration oder Segnung der Elemente mit den Worten der Einsetzung Christi nicht richtig ausgeführt wurde. Gegenwärtig ist unser Kirchenregiment auf diesem Gebiet nicht gewillt, irgend eine Unterlassung, die ihm bekannt wird, durchgehen zu lassen. Aber wie wird es in der Zukunft mit der Stellung der Modernen in der Kirche werden? Schon vor Jahren hat am Schluß einer Generalsynode der damalige Leiter derselben, der längst heimgegangen ist, die zwei Fragen gestellt: werden wir der modernen Richtung die Gleichberechtigung in der Kirche gestatten dürfen? Die Antwort lautete in seinem Sinne: nein. Werden wir das Eindringen der modernen Richtung hindern können? Da mußte er stillschweigend wieder mit nein antworten. Landeskirchliche Verhältnisse lassen es schwer zu, moderne Pfarrer auszuscheiden, was nicht genug betont werden kann. Auch unser oberstes Kirchenregiment ist nicht imstande einen Geistlichen abzusetzen. Das kann nur durch die Staatsgewalt geschehen, da jede einzelne Ernennung, vollends jede Absetzung in der Hand des Königs liegt, und ihm vorgetragen werden muß. Unser jetziger König sieht die Sache von seinem streng katholischen Standpunkt aus so an: Katholizismus ist Glaubenseinheit, der Protestantismus ist Glaubensfreiheit; also bei diesem ein weiteres Einmischen durch Absetzung von Geistlichen nicht begründet und würde von der Staatsgewalt schwerlich verfügt werden. Was wird dann das Ende sein? Doch wohl nur Scheidung nach irgendwelcher Seite hin. So hat es auch unser verstorbener Herr Präsident angesehen und öfter ausgesprochen. Wie das werden soll, liegt im Schoß der Zukunft. Daß Ungläubige oder Halbgläubige aus der Kirche austreten, ist nicht anzunehmen: es wird wohl eher früher oder später das Umgekehrte geschehen müssen. Jedenfalls werden wir sagen können, daß die künftige Kirchenform die bekenntnismäßige Freikirche sein wird. Anfänge freikirchlicher Gestaltung liegen längst vor. In Amerika, Australien, in den von der Union in Besitz genommenen Ländern: Preußen, Baden, Hessen-Darmstadt, Waldeck finden sich Freikirchen lutherischen Bekenntnisses, die auf eigene Kraft sich stellen. Dann wird ein kleines Häuflein zum Vorschein kommen. Umfaßt doch beispielsweise die lutherische Freikirche in den alten Provinzen Preußens (abgesehen von Hannover und Schleswig-Holstein) nur etwa 60 000 Seelen. Der Weg wird heißen: In die Enge, ins Kleine. Kann das aber etwas schaden? Dürfen wir uns dann nicht umso mehr des Wortes trösten: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, es ist deines Vaters Wohlgefallen dir das Reich zu geben.“ Lebendige Glieder der Kirche und besonders auch Schwestern sollen wissen, wie es in der Gegenwart der Kirche aussieht, um die Zukunft recht beurteilen zu können.