Seite:Elisabeth von Báthori (Hesperus) - 15.jpg

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Vorschein kam, schöpfte man Argwohn, und da zugleich die von den Mörderinnen Anfangs genommenen Vorsichtsmaaßregeln zur Verheimlichung ihrer Gräuelthaten vernachläßiget wurden, entdeckte ein Jüngling, dessen Geliebte ebenfalls unter dem schrecklichen Messer verbluten mußte, das ganze schauerliche Geheimniß, und entflammte die so schrecklich getäuschten Angehörigen der Ermordeten zur lebhaftesten Rache. Allein, da sich diese zu schwach fühlten, einer so mächtigen Frau die Spitze zu bieten, bestürmten sie den Palatin mit Klagen und Bitten um Rache für das unschuldig vergossene Blut ihrer Kinder. Georg Graf von Thurzo,[WS 1] der diese Würde bekleidete und gerade zu Preßburg[WS 2] offenes Gericht hielt, säumte nicht, den gerechten Bitten Gehör zu geben. In Begleitung einer bedeutenden Anzahl Soldaten und der beiden Schwiegersöhne Elisabeths, der Grafen Niklas von Zrinyi[WS 3] und Georg Drugeth von Homonna,[WS 4] begab er sich nach Czejthe, und ließ das Schloß unversehens überfallen, und durchsuchen.[WS 5] Bald brachte man zwey kurz vorher getödtete Mädchen, und alles Läugnen war daher vergebens.

      Nicht eine, sondern hundertfache Todesstrafe hatte Elisabeth verdient, allein mehrere Rücksichten, die wohl auch in unseren Zeiten beachtet würden und ein noch viel größeres Gewicht damals hatten, bewogen den sonst seiner strengen Gerechtigkeit wegen berühmten Mann diese ausserordentliche Verbrecherin auf Lebenslang in einen unterirrdischen Kerker ihres Schlosses zu begraben. Hier endigte sie auch nach 3 Jahren, den 21. August 1614 ihr verruchtes Leben, beladen mit dem Fluch der Mit- und Nachwelt, die noch heut zu Tage, wenn sie an dem Schauplatze dieser Gräuelszenen vor über geht, die Urheberin verwünschet.

      Eine schrecklichere Strafe traf die vertrauten Mitgenossen dieser Verbrechen, welche durch den Palatin einem besonderen Gerichte übergeben, dann ihnen zu Folge des Spruchs die Finger gliederweise mit Zangen ausgerissen, hierauf die beiden Weiber lebendig verbrannt, der Zwerg jedoch bloß geköpft, und dann mit den übrigen Leichnamen aber dem Feuer übergeben wurden. Die übrigen weniger Schuldigen belegte man mit anderen schweren Strafen.

      Noch zeigt man jenen fürchterlichen Keller, in dem so viele unschuldige Geschöpfe ihr junges Leben hinopfern mußten, und in welchem der Abergläubische um die Zeit des Vollmondes in der Geisterstunde ein lautes Klagen und Wimmern von den noch dort befindlichen Resten der Ermordeten vernimmt. Auch war vor mehreren Jahren noch eines jener Gefäße vorhanden, mit welchen man das Blut der geschlachteten Mädchen auffieng; jetzt ist es abhanden gekommen. Doch das Andenken an Elisabeths Gräuelthaten bleibt ewig.

Freyherr von M—y.

Anmerkungen von Wikisource:

  1. Georg von Thurzo war der Palatin des des Königlichen Ungarns
  2. Preßburg ist die Hauptstadt der Slowakei.
  3. Nikolaus VI. (1570 bis 1625) war mit Anna Nádasdy verheiratet.
  4. Georg III. von Homonna (1583 bis 1620) war mit Katharina Nádasdy verheiratet.
  5. Das Schloss wurde am frühen Morgen des 29. Dezember 1610 gestürmt.
Empfohlene Zitierweise:
Freyherr von M—y: Elisabeth Báthory. Eine wahre Geschichte.. Prag: 1812, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elisabeth_von_B%C3%A1thori_(Hesperus)_-_15.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)