Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 015.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

verdankt, den rechten Gebrauch zu machen suchte, so würde das die Belohnung sein, welche ich vom Beginne der Arbeit ab am meisten erstrebte, auf welche ich den grössten Werth legen würde. Niemals lebhafter, als bei diesen Forschungen, habe ich es gefühlt, wie viel davon abhängt, dass die urkundlichen Quellenzeugnisse nicht bloss überhaupt gedruckt sind, sondern dass sie in zusammenhängenden, nach bestimmten Gesichtspunkten geordneten Reihen vorliegen; nur dann, wenn es möglich ist, das nach Zeit, Ort, Aussteller oder andern Gesichtspunkten Zusammengehörende rasch und ohne Unterbrechung zu überblicken, wird der Forscher auf so manchen wichtigen Umstand aufmerksam werden, welchen ihm die vereinzelten Zeugnisse niemals nahe legen würden; nur dann wird es möglich sein, auch von quantitativen Momenten bei der Beweisführung umfassendern Gebrauch zu machen, bei sich ergebenden Widersprüchen nicht nur den Werth, sondern auch die Zahl der hiehin oder dorthin fallenden Zeugnisse in Rechnung zu ziehen, insbesondere zu ermessen, in wie weit einzelne Umstände häufig genug wiederkehren, um die Annahme eines Zufalles auszuschliessen, den Schluss auf das Vorhandensein einer Regel zu rechtfertigen. Durch die neuern Regestenwerke der verschiedensten Art, durch die zahlreichen nach bestimmten Richtungen erschöpfend angelegten Urkundenbücher sind in dieser Beziehung der Forschung Stützpunkte geboten, von welchen ich, zumal in späteren Abschnitten, sehr ausgedehnten Gebrauch zu machen suchte. Wo es sich um die Auffindung von Gesichtspunkten für die Beurtheilung der staatlichen Verhältnisse in engeren Kreisen handelte, bot insbesondere Stälins mustergültiges Werk die reichste Anregung; und so weit der Wunsch, in derselben Weise alle Reichsländer behandelt zu sehen, von seiner Erfüllung sein mag, so sehr scheint es doch die Pflicht eines jeden Forschers zu sein, wieder und wieder ihn auszusprechen, wenn eingehendere Benutzung des Musterwerkes ihm die Veranlassung dazu näher legte. Den Hauptangelpunkt, um welchen sich diese und ähnliche Untersuchungen drehen, bildet freilich die Reihe der Kaiserurkunden; und keine Lücke habe ich schmerzlicher gefühlt, als die eines sie in zeitlicher Folge zusammenfassenden Werkes; die Dienste, welche mir in dieser Beziehung in zeitlicher Abgränzung das Werk Huillards, in örtlicher die betreffenden Bände der Monumenta Boica leisteten, machten den Mangel des Ganzen nur um so fühlbarer. Auf die weitere Durchführung mancher Untersuchung musste ich verzichten, weil Hülfsmittel und Zeit, wie sie mir zu Gebote standen, nicht hinreichten, jenen Mangel durch erschöpfende

Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_015.jpg&oldid=- (Version vom 6.5.2018)