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diaconibus, clericis etiam multis et laicis; des Friedens für Venedig 983: residentibus cum Ottone piissimo imperatore – principibus ultramontanis et Italicis[1], möchte ich hier weniger Gewicht legen, da die Form der Urkunden nicht die gewöhnliche ist.

Aber der Ausdruck findet sich doch auch in Urkunden, welche grossentheils unverdächtig sein dürften und in den gewöhnlichen Formen der Reichskanzlei abgefasst sind. So 903 für den Kleriker Gumpold: per interventum venerabilium episcoporum nostrorum W. atque P. cum consultu reliquorum principum ibi astantium[2]; 907 für Salzburg: in praesentia ceterorum principum nostrorum et cum consultu eorum[3]; 940 für Freising: per interventum dilecti ducis nostri P. aliorumque fidelium nostrorum Bawariensis regionis principum episcoporum et comitum[4]; 949 für Pfäfers: Omnibus nostri regiminis principibus, episcopis, abbatibus, comitibus diiudicantibus[5]; 965 für Meissen: rogatu et consilio universorum principum nostrorum[6]; 972 für Osnabrück nach Aufzählung der zu Ingelheim versammelten Bischöfe: multique alii nostri regni principes, duces, comites, clerici et laici[7]; 987 für Vilich: consilium – principum nostrorum complurium – (episcoporum) – H. C. Th. ducum et aliorum plurimorum comitum ac iudicum imitantes[8]; 992 für St. Gerhard: advocatum de regni principibus eligant[9]; 1005 für Achen: consilio et consensu principum, ducum videlicet, episcoporum et comitum[10]; 1005 für Hohentwiel: habita cum episcopis et regni principibus deliberatione[11] In der grossen Anzahl der 1007 für Bamberg ausgestellten Urkunden ist nur einmal von der Zustimmung omnium regni nostri principum die Rede[12]; es heisst durchweg omnium nostri fidelium tam archiepiscoporum quam episcoporum abbatumque nec non ducum et comitum consultu.

Sind das alle Stellen, welche mir in einer bedeutenden Anzahl von Kaiserurkunden aufgefallen sind, so ergibt sich, dass auch im zehnten Jahrhunderte und noch im Beginne des elften die Reichskanzlei sich nur selten des Ausdruckes bediente. Im elften mehren sich dann allerdings die Fälle; aber doch nur so, dass z. B. in allen aus dem Bereiche des jetzigen Würtemberg erhaltenen echten Kaiserurkunden des Jahrhunderts uns der Ausdruck nur viermal begegnet.[13]

24Die Schriftsteller, und zwar auch solche, bei welchen ein näheres Anschliessen an den amtlichen Sprachgebrauch zu erwarten ist, bezeichnen die Reichsgrossen keineswegs immer als Principes, sondern wechseln im Gebrauche verschiedener Ausdrücke; so gebraucht Hinkmar in seinem Werke de ordine sacri palatii gleichbedeutend mit Principes auch die Worte proceres, optimates, seniores, primi senatores.

  1. M. G. 4 , 34. 35. Würdtwein n. s. 12, 5.
  2. M. B. 31, 168.
  3. Juvavia 120.
  4. M. B. 28, 173.
  5. Eichhorn 24.
  6. C. d. Lus. sup. 1, 2.
  7. Möser 4, 27.
  8. Spaen 2, 13.
  9. Miraeus 2, 807.
  10. Quix 1, 14.
  11. Wirtemb. UB. 1, 241.
  12. M. B. 28, 352.
  13. 1005. 24. 75. 80: Wirtemb. UB. 1, 241. 256. 277. 283.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)