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Danorum, qui ibidem regnum suscepit de manu domini regis; Knut alter Danus, qui ibidem regnum in manu domini regis refutavit; H. Bremensis archiepiscopus u. s. w.[1]

41 Die Mitglieder der königlichen Familie wurden wohl schon als solche den Reichsfürsten zugezählt. Wenn Wibald 1152 vom Könige Konrad schreibt: Filiis enim suis nos in omni excellentiae gradu non postposuit, germanis suis licet in altissimo principatus culmine constitutis, saepenumero anteposuit[2], so möchte ich darauf keine bestimmtere Schlüsse bauen. Beachten wir aber ihre Stellung unter den Zeugen, so erprobt sich allerdings die bei einer frühern Untersuchung des Gegenstandes aufgestellte Behauptung, nahen Anverwandten des königlichen Hauses habe der Rang vor allen weltlichen Fürsten, selbst vor den Herzogen zugestanden[3], in keiner Weise. So finden wir 1141 K. Konrads Halbbruder als Heinricus frater regis hinter dem Herzoge von Baiern, den Markgrafen von Vohburg und Steier und vor dem baierischen Pfalzgrafen[4]; 1156: Conradus frater imperatoris, Fridericus filius regis Conradi hinter den Herzogen von Oesterreich, Sachsen und Welf, vor dem von Kärnthen und mehreren Markgrafen und Pfalzgrafen[5]; oder die Reihe: Welf, Lothringen, F. filius Chounradi regis, Rheinpfalz, C. frater imperatoris, Brandenburg u. s. w.[6]; 1166: F. dux de Stoupha hinter Baiern und Thüringen, aber vor Pfalzbaiern; des Kaisers Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben 1179 hinter Welf und Zähringen und vor Baden, 1180 hinter Thüringen, Sachsen, Lothringen, aber vor Brandenburg und Lausitz, 1183 hinter Baiern.[7] Finden wir einmal 1189 zwei Söhne des Kaisers sogar vor einem geistlichen Fürsten, so kann man das unbedenklich als Unregelmässigkeit bezeichnen.[8] In der Zeugenreihe 1142: F. dux Sweworum, H. filius noster, Chunr. frater noster Traiectensis prepositus[9] geht das ein Reichsamt bekleidende Mitglied des Königshauses den andern voran. Ist demnach die Annahme eines unbedingten Vorrangs vor andern weltlichen Fürsten nicht zu rechtfertigen, so gehen andererseits Mitglieder des Königshauses, auch wenn sie kein Reichsamt bekleiden, so häufig andern mächtigen Fürsten voran, dass wir unbedenklich annehmen dürfen, man habe sie an und für sich als Fürsten betrachtet.

Was die weiblichen Mitglieder des königlichen Hauses betrifft, so steht die Königin in Urkunden K. Konrads von 1145 und 1146 als Zeugin allen andern, auch den geistlichen Fürsten voran; in Urkunde von 1141 geht sie wenigstens allen weltlichen vor.[10] Uebrigens ist es erklärlich, wenn dieselbe trotz ihrer häufigen Erwähnung bei den Staatsgeschäften nicht leicht urkundlich als zu den Fürsten

  1. C. d. Westf. 2, 66.
  2. C. Wibald, ep. 340.
  3. Gemeiner Berichtig. 129.
  4. M. B. 29, 273.
  5. C. d. Mor. 5, 220. Oestr. Archiv. 8, 111.
  6. M. B. 29, 323.
  7. Lacombl. 1. n. 417. 472. Dümge 146. Ughelli 1, 848.
  8. M. B. 29, 457.
  9. M. B. 3, 316.
  10. Schumacher Nachr. 4, 46. Jaffe Konr. 116. 114.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)