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folgen[1]; 1139 der Herzog von Schwaben vor, der Markgraf von Baden und der Graf von Lenzburg folgen[2]; 1152 der Markgraf von Steier und der Graf von Lenzburg vor, die Grafen von Vehingen, Henneberg, Leiningen und der Pfalzgraf von Tübingen folgen[3]; 1156 der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg, der Pfalzgraf bei Rhein, der von Wittelsbach und der Landgraf von Thüringen vor, die Grafen von Orlamünde, Lenzburg, Henneberg, Abensberg, Wertheim u. a. folgen[4]; 1166 mit andern Fürsten die Grafen von Pfullendorf, Groitsch, Brene vor, die Burggrafen von Magdeburg und Kirchberg folgen[5]; 1177 der Markgraf von Lausitz, die Grafen von Holland und Dietz vor, die Grafen von Tirol und Eppan folgen[6]; in Naumburger Urkunde 1168 der Markgraf von Meissen und der Graf von Rochlitz vor, die Burggrafen von Zeitz und Groitsch folgen.[7] Auch in solchen Fallen wird doch zunächst an den Unterschied von Fürsten und Nichtfürsten zu denken sein.

Wie wenig beweisend im allgemeinen diese Stellen denen gegenüber sind, in welchen die Grafen schlechtweg den Fürsten zugezählt werden, dürfte sich schon aus ihrem eigenen Widerspruche ergeben; wir würden daraus die Grafen von Lenzburg und Orlamünde sowohl als Fürsten, wie als Nichtfürsten erweisen können. Von Wichtigkeit würden sie wohl nur dann sein, wenn sie uns einen Anhalt für die Annahme gäben, bestimmte Klassen von Grafen seien nicht zu den Fürsten gezählt.

56 Da unter den Grafen, welche am bestimmtesten als Nichtfürsten bezeichnet werden, sich vorzugsweise Burggrafen finden, so liesse sich vermuthen, dass diesen überhaupt, auch wo ihre edle Geburt nicht zu bezweifeln ist, der Fürstenrang abzusprechen sei. Allerdings deutet selbst bei den mächtigsten derselben nicht das geringste darauf hin, dass sie, wie Markgrafen und Pfalzgrafen, im allgemeinen einen Vorrang vor anderen Grafen haben; andererseits aber scheinen sie auch diesen vollkommen gleichgestellt. Den Burggrafen von Regensburg werden wir selten am Ende der Grafen finden, während er mehrfach allen anderen voransteht[8], und mit ihnen als Fürst bezeichnet wird.[9] In Kaiserurkunde von 1130 heisst es: Ex laicis: Principes: H. prefectus prefate urbis, nämlich von Magdeburg; erst auf ihn folgen Pfalzsachsen, Meissen, Brandenburg, Thüringen[10]; derselbe steht 1167 mit dem Präfekten von Rom allen italienischen Markgrafen und deutschen Grafen vor[11]; 1168 eröffnet der Burggraf Poppo von Würzburg eine lange Reihe von Grafen, so dass sogar der Pfalzgraf von Wittelsbach erst auf ihn folgt.[12] Wibald schreibt 1151: de laicis principibus convenerunt marchio de Witin, marchio de Brandebourg, palatinus comes

  1. M. B. 29, 245.
  2. Meiller 26.
  3. Schöpflin 1, 237.
  4. M. B. 29, 336.
  5. Or. Guelf. 3, 498.
  6. M. B. 29, 427.
  7. Schöttgen et Kr. 2, 429.
  8. z.B. 1142: Meiller 30.
  9. 1147: Meichelbeck 1, 549. Quellen u. Erört. 1, 98.
  10. Or. Guelf. 2, 504.
  11. Lacombl. 1, n. 426.
  12. Lacombl. 1, n. 427.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)