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gauderet privilegio.[1] Am dritten Tage vor dem Weihnachtsfeste 1188 kam der Graf wirklich zum Könige nach Worms, wo der feierliche Akt vor sich ging: Comes autem Hanoniensis, sicut praedictum est, omnia allodia comitis Namurcensis, tam ea quae jam possidebat, quam ea quae comes Namurcensis adhuc habebat, ad honorem Namurcensem et de Rocha et de Durbei pertinentia, in manum domini regis dedit. Dominus autem rex adunatis tam feodis quam allodiis et familiis et ecclesiis in istis comitatibus sitis ad imperium pertinentibus ex eis principatum, qui marchia dicitur, fecit et eamdem marchiam comiti Hanoniensi in feodo ligio concessit: unde comes Hanoniensis ligium ei hominium fecit sub testimonio principum, scilicet domini C. Maguntiensis archiepiscopi u. s. w. – Sicque comes Hanoniensis et princeps imperii et marchio Namucensis factus est. Bis zum Tode des Grafen von Namur oder bis zu einer Einigung mit demselben solle das geheim bleiben; es wurde weiter bestimmt, quod marchia illa Namurcensis nulli de haeredibus comitis Hanoniensis tenenda unquam concederetur, nisi ei qui comitatum Hanoniensem tenebit.[2] Im Juli 1190 erfolgte dann eine Ausgleichung mit dem Grafen von Namur, worauf dieser selbst den römischen König um die Belehnung für Balduin bat[3]; mit seinem Briefe und einem bestätigenden des Erzbischofs von Köln erschien Giselbert zu Hall in Schwaben vor dem Könige und den Fürsten; dominus autem rex universis audientibus dixit, quod de Namurco et de Durbui et de Rocha marchiam fecerat et eam comiti Hanoniensi Balduino in feodo ligio dederat et eum marchionem et principem imperii sub testimonio quorundam principum fecerat; volens autem, ut presentes qui aderant principes idem cognoscerent, hoc eis manifestabat.[4] Es erfolgten nun hier noch andere Verhandlungen, auf welche wir zu anderm Zwecke zurückkommen werden, indem der Herzog von Brabant wegen seiner Herzogsgewalt Einspruch gegen die Erhebung von Namur zum Fürstenthume erhob; aber durch Spruch der Fürsten wurde alles Vorhergegangene bestätigt.

Mit diesem Ereignisse nun ist der Begriff des ältern Reichsfürstenstandes ganz unvereinbar, wonach der Graf von Hennegau schon als solcher Fürst gewesen wäre; sogar den Titel eines Markgrafen hatte er schon früher, wie das bei den Grossen auch an der Westseite des Reichs häufig der Fall war, geführt; 1169 nennt sich Balduin: comes Hainodii et marchio adiacentis regionis.[5] Wir haben sogar gesehen, wie frühere Grafen nicht allein von sich als Fürsten sprechen, sondern auch die Grossen ihrer Grafschaft als ihre Fürsten bezeichnen.[6] Allerdings wüsste ich den Grafen in Kaiserurkunden unter den Fürsten nicht nachzuweisen und man könnte, bei so mancher Unsicherheit, welche die

  1. Gisleb. 191.
  2. Gisleb. 193.
  3. Gisleb. 207.
  4. Gisleb. 212.
  5. Miraeus 2, 829.
  6. Vgl. § 6. 15.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)