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einer Urkunde Ottokars; was damals einfache Appanagirung eines natürlichen Sohnes gewesen zu sein scheint, fasste er, sei es, weil das seinen Zwecken entsprach, sei es, dass er unwillkürlich die Anschauungen seiner Zeit auf eine frühere übertrug, als Errichtung eines Fürstenthumes auf. Im Verlaufe der Urkunde ergänzt dann Karl noch kraft der Machtvollkommenheit eines römischen Königs jeden Mangel der Ottokarischen Schenkung: si fortassis ducatum Oppaviae absque Romani principis et superioris licentia creare non potuit; Worte, aus denen sich schliessen lassen dürfte, dass nach der Anschauung der Zeit die Errichtung eines böhmischen Fürstenthumes der kaiserlichen Bestätigung bedurfte. Solche böhmische Fürsten wurden auch in späterer Zeit noch erhoben, so 1618 die von Lichtenstein[1]; um so weniger kann es auffallen, wenn auch die Erhebung zu Grafen zu den Vorrechten der Krone Böhmen gehörte.[2]

88 Eine ausdrückliche Erhebung zum Fürsten finden wir auch ausser dem Reiche und zur Ergänzung früherer Angaben, wie behufs späterer Erörterungen dürfte es nicht überflüssig sein, auf die Form einiger derselben hinzuweisen.

Im Königreiche Sicilien fanden wir den Ausdruck Princeps am frühesten als stehenden Titel gebraucht[3]; er bezeichnet auch später nicht die Ersten im Reiche überhaupt, sondern eine einzelne Rangklasse derselben, ähnlich dem Reichsfürsten in der späteren engeren Bedeutung. Die Bedeutung der Erhebung liegt daher hier vorwiegend in der Aenderung des Grafentitels in den höheren Fürstentitel. So sagt 1267 Konradin bezüglich des Grafen Konrad von Alba und Celano, Sohn Friedrichs von Antiochien: Habito solempniter – consilio – erigimus et promovemus eundem C. in Aprutii principem, ut tam ipse quam eius heredes amodo ab eo legitime descendentes sint principes Aprutii, benigne concedentes eisdem principatus ipsius nomen et omen, dignitatem, titulum et honorem, ditionem et iurisdictionem omnem, que ad principatus decus pertinere noscuntur.[4] Bestimmter noch ist auf jene Bedeutung hingewiesen, wenn 1308 in der Sühne zwischen König Karl und Philipp von Savoyen bedungen wird: quod idem dominus rex maiori cum honore volens attollere nomen et titulum comitatus Albae siti in Aprucina provincia regni Siciliae, per ipsum eidem domino Philippo et eius haeredibus in perpetuum certo pridem modo concessi et donati, erigit et transtulit in principatum, ita quod dicetur non comitatus, sed principatus Albae, idemque dominus Philippus se nominet et scribat principem principatus eiusdem.[5]

  1. Gebhardi 1, 267.
  2. Vgl. Moser 4, 188.
  3. Vgl. § 9.
  4. De Cherrier, hist. de la lutte des papes. 2. Ausg. 3, 522.
  5. Guichenon Savoye. 2, 104.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)