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finden wir später Gesammtbelehnung von Brüdern in Brandenburg sehr bestimmt erwähnt; mit ihrer Bedeutung werden wir uns später beschäftigen und hier nur untersuchen, in wie weit dadurch alle Belehnten zu Reichsfürsten wurden. Wir finden seit der Erledigung von 1184 nur einen Markgrafen, Otto II., während seine Brüder nur als Grafen erscheinen; dennoch war wenigstens der ältere Heinrich mitbelehnt, da 1190 der Markgraf eine Schenkung macht ex consensu et petitione – fratris nostri comitis de Gardelegen, qui nobiscum marchiam iure feodali de manu suscepit regia.[1] Ob auch der dritte Bruder Albrecht mitbelehnt war, wissen wir nicht; die spätern Chronisten fassen die Sache so auf, als sei 1192 durch den Tod Heinrichs dessen Recht auf die Mark an Albrecht gekommen.[2] Bei der noch näher zu erörternden Lehnsauftragung aller brandenburgischen Erbgüter an das Stift Magdeburg im J. 1196 wurde bedungen, dass der Erzbischof sie beiden Brüdern leihen solle; da der Kaiser den Vertrag bestätigte, dürfte es wahrscheinlich sein, dass beide Brüder auch mit dem Fürstenthume zu gesammter Hand belehnt waren. Aber in den bezüglichen Urkunden heisst immer nur Otto Markgraf, der jüngere Bruder nur comes Albertus, frater eius[3], wie auch Heinrich trotz der bei ihm sicher erwiesenen Mitbelehnung nur Graf heisst. Erst nach Otto’s kinderlosem Tode 1205 heisst Albrecht Markgraf.

Als Albrecht 1220 mit Hinterlassung zweier unmündiger Söhne, Johann und Otto, starb, wurde nun sogleich auf die Gesammtbelehnung derselben grosser Werth gelegt. Da der Kaiser das Angefälle aller Reichslehen des verstorbenen Markgrafen für sich in Anspruch nahm und es nach Spruch der Fürsten dem Erzbischofe von Magdeburg überliess, kauften es diesem 1221 die Brüder für 1900 Mark ab und machten ihm dabei zur Bedingung: Cum reversus fuerit dominus imperator ad partes Teutoniae, ducet nos d. archiepiscopus – ad d. imperatorem – et efficiet apud ipsum, quod nobis in solidum porriget omnia feuda, quae pater noster in imperio tenuit, eo videlicet iure pariter et honore, quo principatus alii porriguntur; quod si hec efficere non potuerit apud ipsum, ipse bona fide noster erit adiutor et assistat nobis ius nostrum apud imperium et eius principes promovendo et restituet – pecuniam; es wird zugleich darauf Bedacht genommen, wie es zu halten, wenn der Kaiser vor der Belehnung stirbt und eine einmüthige oder Doppelwahl erfolgt.[4] Im J. 1231 ertheilte der Kaiser wirklich beiden die Belehnung, aber in Formen, aus welchen sich doch wohl ergibt, dass man zunächst nur den eigentlichen Lehnsträger, nicht auch den eventuellen, als Markgrafen und Reichsfürsten betrachtete; es heisst, dilectus princeps noster J., marchio de Brandenburg, habe ihn gebeten eidem Johanni et Oddoni fratri suo, si

  1. Riedel Mark 2, 65.
  2. Raumer n. 1586. 1587.
  3. Ludew. rel. 11, 600. 603. Vgl. Raumer n. 1623. 24. 39. 40.
  4. Riedel 1, 9.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_281.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)