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Besitze des Stifts; K. Heinrich gab schon 1122 dem Grafen das dominium Cameraci, K. Ronrad ertheilte die dignitas Cameracensis wieder dem Bischofe; 1152 gelang es dann dem Grafen eine Belehnung vom K. Friedrich zu erhalten, welche aber auf erhobene Klage des Bischofs für ungültig erklärt wurde; 1168 und 1178 wird Investitur des neugewählten Bischofs durch den Kaiser ausdrücklich erwähnt.[1] Es fehlt denn auch für denselben weder an späteren Lehnbriefen[2], noch an Stellen, in welchen derselbe ausdrücklich als Reichsfürst bezeichnet wird.[3]

203 Was die bremischen Suffragane Lübeck (Aldenburg), Schwerin (Mecklenburg) und Razeburg betrifft, so empfingen sie zeitweise die Investitur nicht vom Reiche. Bei der Wiedererrichtung bestritt Herzog Heinrich der Löwe dem Erzbischofe von Bremen das Recht, in den von ihm eroberten slavischen Gebieten Bisthümer zu gründen und nahm die Investitur der dort einzusetzenden Bischöfe für sich in Anspruch. Wurde nach dem Berichte Helmolds seinem Begehren entgegnet: Episcopos investire solius imperatoriae maiestatis est, und: investiturae pontificum imperatoriae tantum dignitati permissae sunt[4], so werden wir danach annehmen dürfen, dass die Investitur durch das Reich jedenfalls als die Regel galt, wir sie nur auf Grund bestimmter Angaben werden in Frage stellen dürfen. Der Herzog wusste das beanspruchte Recht zunächst thatsächlich geltend zu machen[5], erhielt es dann aber auch ausdrücklich vom Kaiser bestätigt. Die Urkunde, durch welche der König 1154 dem Herzoge das Recht zuspricht, in den slavischen Ländern Bisthümer zu errichten und mit Reichsgut auszustatten, und ausdrücklich hinzufügt: ipsi et omnibus sibi in hac provincia successuris concedimus investituram trium episcopatuum, Aldenburc, Michelinburc, Racezburc: ut quicunque in locum episcoporum ibidem subrogandi sunt, a manu ipsius, quod regii iuris est, tanquam a nostra recipiant[6], ist freilich nicht unverdächtig; weniger wohl noch die Urkunde, in welcher der Herzog selbst erklärt, der Kaiser habe ihm bewilligt, ut predictos tres episcopatus ad omne tempus vite nostre in beneficio successive prestaremus, et postea ad commune ius imperialium beneficiorum hoc est ad manus imperii idem tres episcopatus prestandi redirent.[7] Unbedenklich aber dürfte mindestens der Bericht Helmolds sein: Obtinuit apud caesarem autoritatem episcopatus suscitare, dare et confirmare in omni terra Slavorum, quam vel ipse vel progenitores sui subiugaverint in clypeo suo et iure belli. Quamobrem vocavit dominum G. Aldenburgensem, dominum E. Racisburgensem, dominum B. Magnopolitanum, ut reciperent ab eo dignitates suas et applicarentur

  1. Vgl. Ann. Camerac. M. G. 16, 513. 523. 545. Sigeb. cont. Aquic. M. G. 8, 417.
  2. 1219: R. Fr. n. 307. Henr. VII 641. Fr. IV 3486. Vgl. 1202: Inn. reg. imp. ep. 54.
  3. z.B. Huillard 2, 515. 629. 876. 892. 895. 1309: Sitzungsber. 14, 200.
  4. Leibnitz scr. 2. 594.
  5. l. c. 595. 597.
  6. Or. Guelf. 3, 470. 4. pr. 6. Vgl. Böttiger Heinr. d. L. 461.
  7. Lüb. UB. II, 1, 1.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_302.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)