Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 337.jpg

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bei welchen nähere Beziehungen zum deutschen Königreiche vielfach hervortreten, so trifft das auch hier insbesondere Kirchenfürsten, wie die von Aglei und Trient, bei welchen es zweifelhaft sein kann, ob wir sie überhaupt den italienischen Ständen zuzählen dürfen; eine Frage, auf welche wir bei anderer Gelegenheit zurückkommen.

Der Patriarch von Aglei wird sehr häufig als Reichsfürst bezeichnet; 1161 wird er vom K. Friedrich, 1206 von K. Philipp mit den Regalien belehnt [1], welche auch sonst häufig als reichslehnbar bezeichnet werden; die letzte mir bekannt gewordene Reichsbelehnung ist vom J. 1410.[2]

Dagegen waren eine Anzahl Suffragane des Patriarchen nicht reichsunmittelbar, sondern diesem in ihren Temporalien unterworfen. Unecht ist allerdings die Urkunde K. Karls vom J. 803, durch welche er dem Patriarchen die episcopatus sex, unum videlicet Concordiensem, alium Utinensem, tertium illum qui apud Civitatem novam Histriae constitutus esse noscitur, quartum vero Ruginensem, quintum Petenensem, sextum Tarsaticensem schenkt; auch eine Bestätigungsurkunde K. Ottos vom J. 996 muss wenigstens in der betreffenden Stelle interpolirt sein, worauf schon das hindeutet, dass an dreien der genannten Orte Bisthümer überhaupt nicht nachweisbar sind.[3] Dann aber bestätigt 1040 in einer anscheinend unverdächtigen Urkunde K. Heinrich dem Patriarchen nebst andern Besitzungen auch omnes episcopatus, welche er von seinen Vorfahren erhalten [4]; es dürfte sich das zunächst auf die in jenen Fälschungen genannten Bisthümer, also Concordia, Città nuova oder Emona und Pedena beziehen; dass bereits damals, wie später, alle istrischen Bisthümer dem Patriarchen zustanden, ist unwahrscheinlich, da der Kaiser wenige Tage vorher dem Bischofe von Triest alle Schenkungen seiner Vorfahren bestätigt [5]; das Bisthum Parenzo wurde dem Patriarchen erst 1081 vom Könige geschenkt.[6] Am genauesten sind wir über den Erwerb des Bisthums Belluno unterrichtet. K. Friedrich sagt 1160: Nos – venerabili patriarchae P. – Bellunensem episcopatum, quem antecessores nostri reges et imperatores habuerunt et usque ad nos destinaverunt, cum toto comitatu et arimaniis et omni iurisdictione et cum omni integritate juris et honoris pleniter dedimus et concessimus; et omne jus nostrum de praedicto episcopatu et integro eius comitatu in ipsum patriarcham et per eum in Aquilejae ecclesiam et in omnes – successores de caetero habendum transfundimus; – statuentes quoque praecipimus, ut quicumque de caetero in Bellunensi episcopatu substitui ac praesidere debet, a venerabili patriarcha Aquileiae P. eiusque successoribus investituram episcopatus recipiat et de omni jure regalium nostrorum ei vel successoribus respondeat.[7] Die Urkunde ist um so wichtiger, als sie aus

  1. Sudendorf reg. 2,134. Oestr. Archiv. 21,178.
  2. Reg. Rupr. pag. 186.
  3. Rubeis 389. 484.
  4. Ughelli 5, 54.
  5. Reg. imp. n. 1452.
  6. Reg. imp. n. 1901.
  7. Ughelli 5, 151.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_337.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)