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Unterscheidungen wenig Gewähr bietenden Fürstenreihe von 1220 erscheinen [1], so muss dahingestellt bleiben, inwieweit dabei der Zufall wirksam sein mag, oder aber auf ein ähnliches Verhältniss geschlossen werden darf.

Für manche andere dagegen lassen sich Regalienverleihung oder Fürstentitel oder auch beides bestimmt nachweisen. Den von Mantua nennt der Kaiser 1159 und 1178 seinen Fürsten [2]; noch 1452 heisst er noster et imperii sacri princeps [3]; der von Brescia wird 1311 belehnt und heisst noch 1477 Fürst.[4] Der von Lodi, dessen frühere Unterwerfung unter Mailand wir bereits erwähnten, wird 1164 als Fürst vom Kaiser mit den Regalien belehnt [5]; noch bestimmter heisst es in Belehnungsurkunden 1310 und 1311: Episcopus Laudensis noster et imperii princeps – fuit investitus tamquam princeps et more principis per ceptrum regale de suis iustis et antiquis feudis et regaliis – et stola posita super collum fecit iuramentum fidelitatis; und: regalia feuda principatus pontificalis, quem obtinet, sibi de regia liberalitate concessimus.[6] Den von Como nennt der Kaiser 1163 seinen Fürsten und belehnt ihn 1311.[7] Der von Vercelli wird 1191 [8], der von Novara 1155, dann noch 1395, 1438, 1529 in Kaiserurkunden als Reichsfürst bezeichnet.[9] Für den von Ivrea findet sich 1219, für den von Acqui 1311 eine Reichsbelehnung.[10] Für den Fürstenstand des Bischofs von Turin wüsste ich, obwohl er bei seiner häufigen Verwendung in Reichsgeschäften kaum zu bezweifeln sein dürfte, nur sein Erscheinen in der Fürstenreihe 1220 anzuführen.[11] Wir bemerkten früher, dass die Grafen von Savoien schon 1077, doch erfolglos, nach den ihnen nächstliegenden italienischen Bisthümern strebten.[12] K. Wilhelm schenkte dann 1252 dem Grafen alle Reichsrechte in der Stadt und der Diözese Turin, nur mit Ausnahme der Lehen der Markgrafen von Montferrat und Saluzzo; weiter die Stadt Ivrea und das ganze Canavese; hatten die Bischöfe bis dahin ihre Reichsunmittelbarkeit bewahrt, so wurde sie jetzt unzweifelhaft verloren; denn durch königliche und päpstliche Briefe werden auch die Bischöfe von Turin und Ivrea aufgefordert, dem Grafen zu gehorchen.[13] Wird der von Turin noch 1350 mit andern Bischöfen, deren Fürstenstand sehr zweifelhaft ist, als Fürst bezeichnet [14], so wird das schwerlich auf eine Aenderung des Verhältnisses schliessen lassen; eine neue Bestätigung erhielt es 1356 durch die auch die Sprengel von Turin und Ivrea umfassende Verleihung des Vikariats.[15]

  1. Vgl. § 218 n. 5.
  2. Muratori ant. 1, 732. 603.
  3. Reg. Fr. IV n. 2842.
  4. Acta Henr. 1, 27. Ughelli 4, 559.
  5. Ughelli 4, 670.
  6. Acta Henr. 1, 21. Ughelli 4, 678.
  7. Ughelli 5, 295. Acta Henr. 1,27.
  8. Ughelli 4, 788.
  9. M. Patr. 1, 804, Ughelli 4, 716. 718. 723.
  10. Huillard 1, 606. Acta Henr. 1, 27.
  11. Vgl. § 218 n. 5.
  12. Vgl. § 211 n. 1.
  13. Wurstemberger 4, 154. 155. 165.
  14. Vgl. § 215 n. 23. § 216 n. 5.
  15. Vgl. § 210, n. 23.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_342.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)