Seite:Foerster Klassische Philologie der Gegenwart 06.jpg

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sowie der Befestigung der Hafenstadt Peiraieus und der Verbindungsmauern, das Doppel-Thor, in seiner Nähe einen Friedhof, die Bettungen der Schiffshäuser, die Heiligtümer von Eleusis. Die Residenz der Attaliden in Pergamon erhebt sich in täglich wachsender Grossartigkeit und Anschaulichkeit vor unsern Augen; etruskische Nekropolen taten sich vor uns in völliger Unversehrtheit auf; das römische Forum ist beinahe vollständig ausgegraben. Und allen diesen Entdeckungen folgten alsbald ausgezeichnete kartographische Publikationen. Und welche Fülle von Kunstwerken haben diese und andere Ausgrabungen zu Tage gefördert, darunter um von den Terrakotten, Vasen, Reliefs nicht zu reden, Originalwerke, wie die Giebelfiguren des Zeustempels zu Olympia, die Nike des Paionios, den Hermes des Praxiteles, Köpfe von der Hand des Skopas, Werke der pergamenischen Kunst, Kopien der Parthenos des Pheidias, des Diadumenos des Polyklet u. a.

Inschriften liessen uns ungeahnte Blicke tun in die Eleusinien, in die Orakel und Heilsprüche von Dodona und Epidauros, in die Anlage und Einrichtung des Zeughauses der attischen Marine, in das älteste Recht der Insel des gerechten Minos und damit in das älteste griechische Privatrecht, in die drakonischen Blutgesetze, in die religiösen und dramatischen Genossenschaften; in altitalische Weiheformeln, in die Verfassung einer römischen Kolonie in Spanien zur Zeit Cäsars, in römische Bergwerksverwaltung, und zugleich gewannen wir damit Sprach-Denkmäler von höchstem Alter und von Mundarten, welche wir bisher nur unvollkommen kannten. Die Zahl der neuen Inschriften, welche nach den verschiedensten Seiten hin neue Ausblicke eröffnen, ist ins ungemessene gewachsen. Das Corpus der griechischen Inschriften von Böckh enthielt noch nicht ganz 1000, das neue unvollendete Corpus inscriptionum Atticarum bereits über 5700 attische Inschriften; im Corpus inscriptionum Latinarum sind bisher mehr als 72 000 lateinische Inschriften bekannt gemacht, und beinahe ein Drittel harrt noch der Veröffentlichung.

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Richard Foerster: Die Klassische Philologie der Gegenwart. Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1886, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Foerster_Klassische_Philologie_der_Gegenwart_06.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)