Seite:Freiburg Bauten 271.jpg

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gestaltete Maasswerkfenster enthalten. Diese sind theilweise mit Archivolten umgeben, welche schön gezeichnete Krabben und Schlussblumen besitzen. Von der Kämpferhöhe an sind die Ecken mit schlanken, über Eck gestellten Sporen besetzt, welche auf Konsolen ruhen und mit Fialen gekrönt sind. Zwischen ihnen ist eine, an eine Attika erinnernde Gallerie mit je zwei zweitheiligen Maasswerken eingespannt. Hinter der Gallerie wächst, in sehr wirkungsvoller Weise, der auffällig curvirte Steinhelm heraus. Die Krümmung desselben setzt sich in Wirklichkeit aus dreifach geknickten geraden Linien zusammen. Das Maasswerk der Pyramiden ist einfach und klar in seinen Anordnungen.

Bei der Beschiessung der Stadt durch die Franzosen im Jahre 1744 hatten die beiden Hahnenthürme insbesondere viel zu leiden. Am 30. und 31. October dieses Jahres wurden ihre obersten Theile voll ständig zertrümmert und aus jener Zeit stammen die unschön erneuerten stilwidrigen Schlussblumen. Die beiden Wetterhähne aus Eisenblech zeigen eine recht charakteristische Ausführung; sie bilden sehr wahrscheinlich die ursprünglichen Bekrönungen.

Die Höhenmaasse der beiden Thürme sind verschieden. So sind es beim nördlichen bis zur Oberkante der Gallerie 42,86 m, beim südlichen 42,99 m. Die ganze Höhe des nördlichen Thurmes bis zur Spitze der Kreuzblume beträgt 54,92 m, jene des südlichen 54,18 m.

Nebenbei sei bemerkt, dass im zweiten Geschosse des nördlichen Hahnenthurmes das Münsterarchiv sich befindet, während dasjenige des südlichen einige Bestände des Stadtarchivs bewahrt.

Leider besitzt weder das Münster- noch das Stadt-Archiv irgend einen alten Bauriss des Münsters. Adler glaubt zwar[1], dass vor gar nicht langer Zeit werthvolle Fragmente noch erhalten gewesen seien. Moller veröffentlichte nämlich in seinem Werke »Denkmäler der Baukunst«, Band 1, Tafel 47 und 48, Grundriss und Aufriss einer Kirche, welche er einem, dem Bildhauer Ohnmacht in Strassburg gehörigen Pergamentrisse nachbildete. In diesem Riss vermuthet Adler einen Originalentwurf zu dem Freiburger Thurme von der Hand des Thurmbaumeisters. Ueber den Verbleib dieses werthvollen und interessanten Stückes konnte bedauerlicher Weise bis heute nichts in Erfahrung gebracht werden. Die letzte bedeutende Bauperiode ist die des spätgothischen Chorbaues.

Es lag nahe, dass man nach der glücklichen und erfolgreichen

  1. Das Münster zu Freiburg i. Br. a. a. O., Seite 542.
Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_271.jpg&oldid=- (Version vom 14.1.2023)