Seite:Freiburg Bauten 334.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.

Theil erhielten und mit späteren verbanden, denn es zeigt in ausgesprochen gothischen Umrissen entwickelte Renaissancearbeit. Die Kreuzarme laufen auch hier in Lilien aus. Auf der Vorderseite sind mehrere Bildwerke aufgesetzt: in der Mitte Gott Vater und an den Armen die vier lateinischen Kirchenväter. Die Rückseite zeigt ganz die gleiche Behandlung, nur sind hier auf den Balkenenden die Evangelisten dargestellt. Das ganze Werk ist reich mit Edelsteinen besetzt. Sein beachtenswerthester Bestandtheil jedoch ist ein rückseitig in die Mitte eingesetzter viereckiger Intaglio mit einer feingeschnittenen Darstellung der Taufe Christi. Der höchst alterthümliche Charakter des Bildwerkes und die ganze Art der Technik gestattet es, dieses Stück einer sehr frühen Zeit zuzuweisen, denn es ist ohne Zweifel eines der wenigen noch erhaltenen Erzeugnisse jener Krystallschneidekunst, welche in spätkarolingischer Zeit blühte, um bald nachher wieder in Vergessenheit zu gerathen. Einen höchst eigenartigen Eindruck hat man erzielt durch die rothe Unterlage, die dem Steine gegeben ist. Der Knauf des Kreuzes stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Ein anderes Vortragekreuz romanischen Stils hat durch sehr starke Ausbesserungen von seinem Charakter so viel eingebüsst, dass es jetzt fast einer modernen Arbeit gleicht. Das Bild des Gekreuzigten gehört gleich den auf den Balken in Vierpässen angebrachten Evangelistenfiguren dem Beginn des 14. Jahrhunderts an. Auf der Rückseite befindet sich in der Mitte eine Kapsel mit einer Reliquie.

Ein weiteres Vortragekreuz entstammt der Renaissancezeit, lehnt sich aber nicht nur in den äusseren Umrissen, sondern auch in der Linienführung des ausserordentlich sauber gearbeiteten Blattwerks unverkennbar an romanische Muster an; nur die Evangelistenfiguren an den Enden weisen deutlich auf die eigentliche Entstehungszeit hin. Nicht unerwähnt bleiben sollen schliesslich die beiden Krystallkreuze mit silbernem Corpus sowie das sehr schön geschnitzte Elfenbeinkreuz.

Sehr gross ist die Zahl der Kelche und auch unter ihnen befinden sich manche Stücke von höherem Kunstwerthe. Ihrer Entstehungszeit nach gehören die meisten dem 18. Jahrhundert an, jedoch sind auch einige aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhalten. Einer mit der Jahreszahl 1480 und mit einem emaillirten Wappen ist ein Geschenk des Erzherzogs Sigismund von Oesterreich. Ein anderer, welcher ebenfalls noch aus gothischer Zeit stammt, bekundet sich durch die im Knaufe befindliche Figur des hl. Sebastianus und durch die zierlichen Gestalten von Armbrustschützen als eine Stiftung der Schützengesellschaft. Von

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_334.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2023)