Seite:Freiburg Bauten 369.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einen ungemein reichen ornamentalen und figürlichen Schmuck zeigen. Zu beiden Seiten der Rundbogenfenster sind, von reichem Flecht- und Rollwerk und von Engelsputten umgeben, auf höchst geschickte Weise die vier Evangelisten mit ihren Symbolen, sitzend und in Betrachtung vertieft, den Blick auf das Evangelienbuch gerichtet, in hohem Relief angeordnet und zwar auf der östlichen Wand Markus und Matthäus, auf der westlichen Lukas und Johannes.

An der Ostwand steht noch die alte Mensa des Altares, deren Platte auf der Vorderseite die schon erwähnte Jahreszahl 1587 trägt. In die Leibungen der beiden Fenster sind hübsch gezeichnete Flachmusterornamente eingelegt.

Die Bogenzwickel der Langseiten sind durch reiche dreitheilige, schön gegliederte Pilasterarchitectur mit Roll- und Bandwerk ausgefüllt. Die Pilaster selbst zeigen Laubwerkfüllungen und Masken unter den Kapitellen. Auf diesen sieht man nackte, graciös bewegte Engelsfiguren mit Festons.

Inmitten der architectonisch abgegrenzten Felder stehen zu je Dreien, dem Raume angepasst, auf Postamenten und volutenartigen Konsolen, 90 cm hoch, die etwas unbeholfenen Gestalten der zwölf Apostel mit ihren Abzeichen. Das Relief der Architectur sowohl, als des Flechtwerkes ist flach behandelt. Die Thüre hat eine sehr reiche Einfassung. Ueber ihr erblickt man zwei von Putten getragene Wappenschilder. Unter den Bildern der Aposteln und Evangelisten sind Schriftrollen angebracht. Pilaster mit ornamentalen Füllungen theilen die Langseiten in zwei Hälften. Im Uebrigen sind die unteren Flächen vollständig glatt.

Ungemein zart und doch wirkungsvoll ist die Bemalung. Die Stuckdecoration ist weiss mit Goldeinfassung gehalten, die Gründe sind lichtblau, die Rippen marmorirt, die Wappen und Schlusssteine reich gefasst. Bei den Apostel- und Evangelistenfiguren erscheinen nur die Gewandsäume und Embleme in Gold, während alles Uebrige weiss gelassen ist. Den unbekleideten Theilen der Engelsfiguren ist der natürliche Fleischton gegeben. Bei der Wiederherstellung zeigte sich, dass die Malerei früher schon einmal, wohl im 18. Jahrhundert, erneuert worden war; vielleicht ist auf diese Zeit die etwas modern erscheinende Marmorirung der Gewölberippen zurückzuführen.

Ueber die Ausstattungsgegenstände der Kapelle wissen wir nur wenig. An der Westwand soll ein Gestühl gestanden haben, das jedenfalls sehr zur Belebung des Raumes beigetragen hat.

Unzweifelhaft ist das Bauwerk, das etwas Vornehmes in seiner

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_369.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)