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Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten



DIE ST. MICHAELS-KAPELLE AUF DEM ALTEN FRIEDHOFE.
Von Fr. Kempf.


Die wenige Schritte von der Karlstrasse still und einsam gelegene, von wohlgepflegten Anlagen umschlossene Kapelle mit einem Dachreiter ist an Stelle eines älteren, wahrscheinlich aus dem Jahre 1725 stammenden Baues errichtet worden, welcher bei der Belagerung des Jahres 1744 zerstört worden war. In ihrer äusseren Erscheinung schlicht und anspruchslos, bietet sie im Innern und in der Vorhalle des Interessanten manches.

Die südwärts gerichtete Giebelfront mit einer Vorhalle von drei Bogenstellungen zeigt verblasste, um eine Uhr in grossen Zügen gemalte Architectur und Draperie mit phantastischem Beiwerk: zwei Knochenmänner mit der Schlange und dem Anker sowie zwei Putten auf gemaltem Gesimse, der eine mit dem Stundenglase in der Hand, der andere warnend nach dem oben befindlichen Hahne deutend, das Ganze eine Versinnbildlichung des Todes und der Auferstehung. In der Vorhalle, deren Errichtung einige Jahre später als die des Hauptbaues (1757) erfolgte, ist ein Todtentanz dargestellt, einer jener seltsamen Bilderkreise, welche veranschaulichen, wie der Tod jählings die Menschen der verschiedenartigsten Berufsstellungen aus ihrem Alltagsleben und Treiben hinwegrafft. Es dürften diese Darstellungen zu den jüngsten ihrer Art gehören, da bekanntlich die meisten Todtentänze aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen. Die Bilder waren früher stark übertüncht und wurden von D. Weber 1856 und neuerdings 1893

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: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_382.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2016)