Seite:Gellert Schriften 1 A 033.jpg

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Ich will aus dem ersten Buche eine kurze Stelle anführen, wenn man etwan die Versart dieses Heldengedichts kennen lernen will. Nachdem sich der Bremen König Scannacaballa in der größten Eil auf seinem Rosse, einem Käfer, zu seinem Herrn Schwager Sanguileo, dem Könige der Mücken, begeben, der unlängst eine große Niederlage erlitten hatte: so beschließt er seine lange Anrede also:

– – Ich schwer bey meiner Kron,
Ja bey des großen Jovis Thron,
Daß ich alsbald ohn lenger ziel
Der Mücken todt jetzt rechen wil.

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Wil drey mal hundert tausend man

Allhier bringen auf diesen Plan,
Der allerbesten Bremen mein,
So sie in meinen Lande seyn,
Kriegshelden aller eren wert,

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Eins teils zu Fuß, eins teils zu Pferd

Einen so wohl gerüsten Zeug
Dem nie kein Heer auf Erd war gleich.

Es giebt noch drey andere alte Fabelbücher, die losen Füchse dieser Welt, den Eselkönig, und den Gänsekönig, welche aber auch im eigentlichen Verstande nicht zu den äsopischen Fabeln gerechnet werden können. Die losen Füchse dieser Welt sind nicht sowohl Fabeln als Sinnbilder, in welchen die Füchse unter allerhand Gestalten und Trachten mit einer Beyschrift aus der Bibel vorgestellet werden, welche die Erklärung des Bildes seyn soll. Es mag nun Sebastian Brand, oder wer da will, der Verfasser dieses Buches gewesen seyn: so bringt es ihm, nach meiner Meynung, nicht viel Ehre. Man sieht darinnen wohl ein

Empfohlene Zitierweise:
Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln und Erzählungen. M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch, Leipzig 1769, Seite XXXII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gellert_Schriften_1_A_033.jpg&oldid=- (Version vom 9.6.2023)