Seite:Gellert Schriften 1 A 035.jpg

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Ach wer bisweilen verhören könnte, und der antwortet nicht alles, und lies St. Petrus und Rolands schwert in der scheiden stecken, der blieb lang ungebissen und vertrüg viel sachen.“

Eben dieser Mathesius erzählet in seiner Predigt über Jothams Fabel, eine Fabel vom Philipp Melanchthon, die er im Wiesenthale über Tische vorgebracht hatte, da man von dem Undanke der Welt gesprochen. Sie ist etwas lang, und vielleicht hat sie Melanchthon auch kürzer und anmuthiger erzählet, als sie uns Mathesius aufbehalten hat. Indessen verdienet sie doch, gelesen zu werden, da sie von einem so großen Manne kömmt, gesetzt, daß auch die Erfindung nicht ganz seine wäre.

Der Welt Dank.

Eine grosse Schlang verfiel sich in einer Höle, und schrie jämmerlich. Ein Bawr kompt zu Loch, fragt, was da sey, sie bitt, er wölle ir heraus helfen. Traun nein, sagt der man, an bösen Thieren ist nichts gutes zu verdienen, ich sölte wol ein Schlang in meinem Busen aufziehen. Die Schlang helt an und verspricht den Bawren, sie wölle jm bey jrem Gott, der einmal durch sie geredet, den besten lohn liefern, so die Welt zu geben pflegt. Gifft, gab, und grosse verheissung bethoren auch die weisen. Der Bawr hilfft dem bösen und listigen Wurm heraus, daran wil sie jn zu lohne fressen. Hab ich das umb dich verdienet? Ist das deiner Zusag gemeß? sagt der Bawr. Ich bin zweyzüngig, sagt die Schlang, die welt lohnet nicht anders, wer einen vom Galgen bitt, der

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Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln und Erzählungen. M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch, Leipzig 1769, Seite XXXIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gellert_Schriften_1_A_035.jpg&oldid=- (Version vom 7.8.2023)