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Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln und Erzählungen.

Vorrede
zum zweyten Theile der Fabeln und Erzählungen der ersten Ausgabe.

Meine Fabeln und Erzählungen, die ich vor zwey Jahren heraus gegeben, sind so glücklich gewesen, den Beyfall der Kenner zu erhalten. Dieses Glück vergnügt mich unendlich; und ich weis nicht dankbarer dafür zu seyn, als daß ich dieses offenherzig gestehe. Man muß das stolze Verlangen, den Vernünftigen zu gefallen, recht unruhig fühlen; man muß oft in Furcht gewesen seyn, diese Ehre nicht zu verdienen; man muß sich aller der Bemühungen bewußt seyn, durch die man seinen Schriften das Leben gegeben, aller der Aenderungen und Verbesserungen, die uns oft mehr Arbeit gekostet, als das Ganze selbst, aller der Stellen und Einfälle, die man aus Furcht, sie möchten für die Welt nicht schön genug seyn, mit widerstehenden Händen weggestrichen hat: kurz, man muß selbst ein Autor seyn, wenn man wissen will, was ein kluger Beyfall für eine unschätzbare Belohnung, ja was dem Poeten schon eine zufriedne Miene, mit der sich ein vernünftiges Frauenzimmer bey dieser oder jener Stelle im

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Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln und Erzählungen.. M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch, Leipzig 1769, Seite XLIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gellert_Schriften_1_A_044.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2023)