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verdankte (letzterer empfiehlt ihn an Lori in einem Briefe vom 19. Oktober 1771 wärmstens), war jedoch keinesfalls einverstanden, ihm unfähig scheinende Leute durch den Protektionsweg mit weiteren Professuren bedacht zu sehen, zumal nach seinem Urteile schon genügend träge und minderwertige Professoren, deren Arbeit er schliesslich übernehmen musste, vorhanden waren. – Wir kommen hier zu einem Kapitel, das näher beleuchtet werden muss, weil von neueren Schriftstellern ganz besonders die Undankbarkeit Weishaupts gegen Ickstatt als Kennzeichen seines minderwertigen Charakters hervorgehoben wird, sowie seine Sucht, Ämter an sich zu reissen. An der Hand der Originalbriefe wird nun vieles recht anders erscheinen.

Weishaupt schreibt an Lori am 7. Januar 1775 von Ingolstadt aus:


– – – Im Übrigen aber finde ich Vor gut Euer Excellenz in secreto einige Mängel so wohl bey dem Wesen Universitatis, als auch bey unserer Facultät anzuzeigen damit Euer Excellenz seiner Zeit einmahl davon gebrauch machen könnten, ich schreibe nichts, was ich mir nicht zu erproben getraue, und wo Von nicht das ganze hisige Publicum hin länglich berichtet ist.

1. Besteht unsere Facultät in Professoribus am elendsten. Professor Brugger, Sutor und Weinbach sind gänzlich unactif und Domini Commodi und können nicht, kurz sie sind gar nicht Modern; unterdessen ist es aber doch noch ein Glück, dass wir sie haben, sonst Musten alle responsa liegen bleiben. Professor Schmid et Siardi sind emsige Leute, wollten gern und können nicht, im Dociren sind sie aber doch nicht glücklich und finden gar keinen Beifall. Sutor und Weinbach beschweren die Facultät am meisten, der eine durch sein nun wachsendes alter, Ersterer aber durch seine ausserordentliche Comodität und wird auch Von den Academicern besonders ausländer erstaunlich durchgelassen, welche sich alle beschweren, dass sie sich in deren Plan durch die Pandecten als Ihren Haubtstudio hintergangen finden, ich habe auch auf ungestüm und Verhalten der Studenten mich bey ihm erbotten, statt seiner die Pandecten zu lesen, er wollte sich aber noch nicht dazu Verstehen Vermuthlich weill ihn das Geld reuen wird und anderst wird es wohl nicht thunlich seyn, denn die Ausländer wollten mich durchaus haben, weill sie auf alle übrigen geringes Vertrauen sezen.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)