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vor allem schädlichen Eigennutz bewahren, und sich so betragen, dass sie nicht nur die Herzen ihrer Mitbrüder, sondern auch dadurch ihre Feinde mit gewinnen.

3. Sie müssen sich zu einem gesetzten und freundschaftlichen Wesen im Umgange gewöhnen, und überhaupt auf die grösste innerliche und äusserliche Vollkommenheit sich befleissen.

4. Menschenliebe, Tugend und Rechtschaffenheit fordert man von allen Mitgliedern, Künste und Wissenschaften aber von denen, die Naturanlage und Fleiss haben.

5. Jedes Mitglied muss daher Industrie, Geselligkeit und Tugend; die, so dessen fähig sind, auch Künste, Wissenschaften und guten Geschmack verbreiten, und alles das zu heben suchen, was diesem entgegen stehet.

6. Ueberdiess empfiehlt der Orden nachdrücklich die goldene Mässigkeit, Häuslichkeit und Zufriedenheit mit seinem Stand, Achtung gegen das Alter, gegen Obere, gegen die Vorgesetzte und Staatsbediente, Freundschaft und Liebe gegen Mitbrüder, Höflichkeit und Mitleid gegen alle Menschen. Wer Hochachtung von anderen fordert, muss auch andern mit dem Beyspiel der Achtung und Höflichkeit begegnen.

7. Verwaltet eure Aemter in der bürgerlichen Gesellschaft mit Treue, Eifer und Standhaftigkeit! Stehet euren Familien als gute Väter, Ehemänner und Herren vor! oder gehorchet als Söhne, Diener und Untergebene! Wer die Pflichten seines Amts vernachlässiget, der wird auch die Pflichten des Ordens versäumen und vernachlässigen.

8. Obgleich in dem Orden aller Unterschied des Standes und der Würde verschwindet, den man in der bürgerlichen Gesellschaft bekleidet; so ist es doch nöthig, besonders wenn Profane dabey sind, in den Gränzen des Ceremoniels zu bleiben, und gebührende Achtung zu bezeugen.

9. Aeltere Mitglieder haben sich schon mehr Kenntnisse, mehrere Verdienste gesammelt, und daher auch höhere Grade erhalten; sie sind vielleicht Obere, daher begegnet man ihnen mit der Ehrerbietung; die ohne sclavisches Kriechen wahre Hochachtung verräth.

10. Mit je grösserer Höflichkeit euch ein Mitbruder begegnet, mit desto mehrerer Achtung müsst ihr ihm solche erwiedern. Erlaubet euch nie eine auffallende Vertraulichkeit; ihr müsst euch stets lieben, und die Erfahrung lehret, dass

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)