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man die weiteren Folgen von dem allen Orten verbreiteten üblen Ruf der III. Verbrüderung und von der Rechtfertigung ihrer Verfolgten erwarten wollte und die ersten Vorgesetzten ohnehin im Begriff waren in den unteren Graden Verbesserungen vorzunehmen, und mit vereinigten Kräften die höhere zu Stande zu bringen.

§ 16.

Das war der Anfang und das Ende von einer geheimen Gessellschaft, welche seit drey Jahren beynahe ganz Europa aufmerksam und neugierig machte, welche die grösste Regierungsbeschäftigung vor das Kurpfalz-bayrische Kabinet waren, der man eine Macht, Absichten und einen Zweck zumuthete, vor welchem sich ganze Staaten fürchten sollten, dessen unbekannte Obere man vor nichts weniger als Landesverräther, Dokumentenräuber, Majestätsverbrecher und Meuchelmörder schilderte, alles bloss deswegen, weil man sich die Mühe nicht gab mit gesunden Augen zu sehen, jede Anklage vor erwiessen annahm, die Beschuldigten nicht anhören und den Inquisitoren kein Mittel beyfallen oder beyfallen wollte, durch welche nach Vorschrift der Gesetze das ganze sich sehr leicht hätte entdecken lassen. —


Was war denn nun der Inhalt des Priestergrades, den wir als den eigentlichen Zankapfel erkannt haben und der als ganz besonders gefährlich in seinem Ideengang bezeichnet wurde? Es gibt ein Buch, 1794 anonym gedruckt, betitelt: »die neuesten Arbeiten des Spartacus und Philo in dem Illuminaten-Orden«, dieses enthält das gesamte Ritual des Grades, wie es von Knigge laut seiner brieflichen Erklärung verbreitet wurde. Weiterhin befindet sich in dem Nachtrag zu den Originalschriften eine Anrede an die Illuminatos dirigentes, die fast denselben Inhalt hat wie die in dem genannten Buche enthaltene Anrede an den neuaufgenommenen Priester. — Aus diesen Werken kann jeder die Grundsätze des damaligen Priestergrades erkennen und wollen wir versuchen, einen Extrakt aus der sehr langen Rede herauszuziehen, die in ihrer ganzen Länge nur ermüden würde. Die als Unterricht bezeichnete Anrede umfasst nämlich 72 gedruckte Seiten.

Unbedingt notwendig ist es jedoch, den Inhalt derselben zu kennen, denn hier liegt der Angelpunkt, um den sich alle Anklagen gegen den alten Orden drehen. — Man wird sehen,

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)