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lassen, ist der mindeste Vorwurf, der gegen ihn erhoben werden muss. Zwar berufen sich die Historiker heute nicht mehr auf Zschokke, aber seine falschen Angaben leben noch weiter. Wir müssen diese darum wörtlich anführen, damit an ihrer Hand die Anteilnahme, welche der Herzogin Maria Anna und Friedrich dem Grossen an der Illuminaten-Verfolgung zugesprochen wird, untersucht werden kann. Er sagt in der schon genannten Bayrischen Geschichte Band 4 ab Seite 342, nachdem er einleitend über den Illuminatenorden und von dem Austritt einzelner Mitglieder aus dem Orden gesprochen: »Unter diesen (welche ausgetreten waren) war der Ersten einer Joseph Utzschneider, Geheimschreiber der Herzogin Maria Anna, ein junger Mann von feuriger Seele und seltenen Geistesgaben. Begierig, das Wissenswürdigste zu wissen, zu thun das Thunwürdige, hatte er die Einladung zum Beitritt in den Bund angenommen. Ein fahrender welscher Ritter, genannt Costanzo di Costanzo, weihte ihn in die höheren Heimlichkeiten ein und forderte von ihm endlich, seine Ergebenheit zu prüfen, für den Orden die Auslieferung einiger Briefe, welche König Friedrich von Preussen und dessen Grossstaatsbeamter Herzberg an Maria Anna, die Herzogin von Baiern, geschrieben. Desselben Tages sandte Utzschneider statt der Briefe seinen Ordensschmuck zurück. Seit diesem Augenblick ward er von den geweihten Brüdern als ein Verschwundener mit Hass verfolgt, doch andere dadurch nicht geschreckt, thaten bald wie er.

Constanzo, welcher nach diesem auf Kosten des Bundes, Reisen in mehrere Länder machte, kam nach Berlin. König Friedrich, durch maurerische Verbindung von seiner Erscheinung belehrt, liess ihn beobachten. Constanzo war betriebsam, den Bauhütten Berlins illuminatische Stufen zu geben.

Friedrich nun der geheimen Zwecke derselben kundig, erteilte seinem Gesandten zu Regensburg Befehl[1] den Verhältnissen des Ordens nachzuspüren, welcher, wie in Baiern so in Oesterreich ausgebreitet und selbst am Wiener Hof wirksam sein sollte. Und als in derselben Zeit der Antrag des Kaisers zum Austausch Baierns gegen die Niederlande geschah, erging von Berlin der Illuminaten wegen, eine warnende Botschaft, des Königs an die Herzogin Maria Anna[2], denn es ward geredet,

  1. Unter Ziffer 163 zeigt das Original die Fussnote: Im März 1784.
  2. 164 Schreiben des Grafen Herzberg an die Herzogin Maria Anna, Berlin, den 25. Januar 1785. Hdschr.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)