Seite:Geschmacksverirrungen 11.jpg

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dann Linoleum, Zelluloid, Galalith usw., sofern diese andere Materiale vortäuschen.

Im Anschluß daran: a) Surrogate zweiter Ordnung: z.B. eckige Pappschachtel mit „Zwiebelmuster“, auf ein emailliertes Blechvorbild (oder Wachstuchvorbild), dieses wieder auf ein Porzellanobjekt zurückgreifend; konkave Zinnfolien, auf Similisteine, diese auf Edelsteine zurückgreifend. b) Umgekehrte Surrogate, d. h. besseres Material statt eines schlechteren, z.B. Porzellangefäße in der Art altgriechischer Tonvasen, Silberschnallen nach geschliffenen Stahlschnallen. –

Nicht so streng zu beurteilen sind Materialsurrogate, wenn sie nur provisorischen oder flüchtigen Bestimmungen dienen (von Festdekorationen bis Bonbonnieren), im Reich des Scheins (Theater-G'schnas) oder als improvisierte Augenblicksscherze im Fasching und in Künstlerkreisen (Künstler-G'schnas). – Der Humor besteht ja gerade darin, sich über Vorschriften hinwegzusetzen, ist aber eben dadurch schon in mehrfacher Wiederholung, umsomehr als Dauerzustand ungenießbar.

Einige Materiale, die die unmittelbar vorangegangenen Menschenalter zu Tode gehetzt haben, oder die den sie meisternden Künstler noch nicht gefunden haben, erleiden derzeit, obwohl ihre Wiederverwendung in gewissen Schranken nicht unerlaubt wäre, eine unverdiente Zurücksetzung: Alabaster, Rubin-

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_11.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)