Manuscribt gedruckt u. noch nicht im Buchhandel erschienen. Ich habe es Dr. T. abgekauft u. mitgebracht. Ersteres habe ich in Bln. zweimal gelesen u. Notizen darüber gemacht, die ich hier nochmals gründlich durcharbeiten will. Es ist ein gradezu atemberaubendes Buch u. mutet an wie eine Fortsetzung der Apostelgeschichte in heutiger Zeit. Es mag sein, daß davon eine starke Wirkung ausgehen wird, denn es gibt mir Anregung für eine neue Lebensauffassung, nach der ich in diesem Winter suchte. Die Unmöglichkeit, an einem Gottesdienst teil zu haben, hat mich auf mich zurückgeworfen. Ich sehe, daß mein christliches Leben, wie es bisher war, nämlich das Warten von einem Sonntag zum anderen, allzusehr, „genießerisch“ gewesen ist. Ich freute mich der sonntäglichen Gottesdienste und gab meinem Leben die Woche hindurch ein möglichst christliches Gepräge, aber kümmerte mich kaum um andere Menschen. Von Zeit zu Zeit machte ich mir deshalb wohl Gedanken, tröstete mich aber damit, daß mein christliches Leben als solches anderen Vorbild sein würde u. dadurch von selbst werbend wäre. In Wahrheit aber lebe ich ja so zurückgezogen, daß dies kaum wirklich der Fall ist. Nun lese ich in jenem Buche den Gedanken, daß nur ein werbender Christ ein wirklicher Christ ist u. es werden Hinweise gegeben, wie dies geschehen kann. Vielleicht ist es dieses, daß Gott mich nach Berlin führte.
Hans Brass: TBHB 1940-04-13. , 1940, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1940-04-13_003.jpg&oldid=- (Version vom 24.4.2024)