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Seite:HansBrassTagebuch 1944-12-17 001.jpg

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Sonntag, 17. Dez. 1944.     

     Gestern Abend zwei Briefe von Fritz vom 4. + 6.12. An seinem Geburtstag am 4.12. hat er wenigstens einen Brief von Martha erhalten, das Stückchen Schokolade mit dem Fotoetui hat er ebenfalls bekommen, aber schon früher. Zur Feier seines Geburtstages haben sie im Bunker Bohnenkaffee getrunken, auch sein Stabsarzt war nett zu ihm, besonders der Feldw. Kaplan Stegmiller. Fritz schreibt, daß er am liebsten mit ihm in die Kirche gegangen wäre, wenn es möglich gewesen wäre. Immer mehr scheint er zu begreifen, wo seine Heimat ist. –

     Es scheint, daß sie dort ziemlich im Ungewissen sind über ihre Lage sie vermuten nur, daß sie eingekesselt sind. Das ist aber noch nicht der Fall, aber sie haben nur noch einen schmalen Rückzugsweg über den Rhein.

     Am 6.12. hat er unsere Geburtstagsbriefe erhalten. An diesem Tage zog der Haupttroß, wie er schreibt, über den Rhein in die Gegend Freiburg, die Truppe u. der Hauptverbandsplatz bleiben aber noch jenseits. Es ist also Hoffnung, daß er noch rechtzeitig herauskommt. – Von Feldw. Stegmiller bekam er eine Karte zum Geburtstag geschenkt, auf der auf der Vorderseite steht: „Gott wird sorgen“. Auch die Rückseite hat St. geschrieben. „Veni ad liberandam nos, Domine! Zur Erinnerung an den 4.12.44 in Sennheim in herzlicher Freundschaft Ihr Kaplan Richard Stegmiller.“ Er hat sich gefreut u. trägt diese Karte stets bei sich. –

     Heute haben wir zwei fremde Soldaten bekommen zum Holzhacken. Der Gefr. Maaß ist in Urlaub u. so klappte es nicht mit unseren Soldaten.

     Der Frost hat nachgelassen. Glatteis.

Montag, 18. Dez. 1944.     

     Gestern Nachmittag von 4 – 5 Uhr die Kinder, denen ich die Geschichte der Geburt Christi mit legendären Ausschmückungen erzählte, wie ich es im vorigen Jahre auch schon tat. Wir sangen Weihnachtslieder u. alle Kinder waren sehr bei der Sache. Es waren 25 Sitzplätze da u. alle waren besetzt. – Abends müde, besonders Martha ist nun doch sehr mitgenommen von der Arbeit in der BuStu. –

     Es bestätigt sich, daß Frau Siegert den Vorsitz der Frauenschaft niedergelegt hat. Man ist in großer Verlegenheit, wer dieses Geschäft jetzt machen soll. Deutschmann heute Morgen in der BuStu. Die Bescherung für die Ostpreußen soll am kommenden Sonntag Vormittags in der BuStu. stattfinden. Wieder neue Plage! –

     Gestern an Fritz u. Pfr. Dobczynski geschrieben, der nun wieder in Barth ist. Heute an Ruth geschrieben, weil Martha keine Zeit hatte. – Martha hat heute ein wunderschönes neues Kleid bekommen, welches ihr Frl. Schwerdweger gemacht hat, die eine aus Berlin evakuierte, sehr geschickte Schneiderin ist. –

     An der Westfront hat gestern eine Gegenoffensive von unserer Seite begonnen in der Gegend des Südteils der Luxemburgischen Grenze bis nach Malmedy. Zunächst haben wir natürlich Anfangserfolge. Feldmarschall

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Hans Brass: TBHB 1944-12-17. , 1944, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-12-17_001.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2024)