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Seite:HansBrassTagebuch 1945-01-11 001.jpg

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     Das war vorauszusehen. –

     Fritz berichtet, daß der Assistenzarzt, der ganz vorn bei der Truppe ist, in Gefangenschaft geriet u. von einem jungen Amerikaner verprügelt worden sei. Der Arzt konnte dann wieder entfliehen u. zur Truppe zurückkehren. Die Amerikaner mußten dann zurückgehen u. dadurch kamen vorher gefangen gewesene deutsche Soldaten ebenfalls zur Truppe zurück. Sofern diese verwundet gewesen waren, waren sie gut versorgt u. verbunden, Nichtverwundete aber haben erzählt, daß sie sehr schlecht behandelt worden seien u. daß man ihnen alles abgenommen habe, auch ihr privates Eigentum. – Das entspricht dem, was die Engländer selber zugeben, daß nämlich die deutschen Gefangenen von den Frontsoldaten oft schlecht behandelt werden, daß aber diese Behandlung dann rasch besser u. besser wird, je weiter sie in das rückwärtige Gebiet kommen und in den Gefangenenlagern soll die Behandlung sehr gut sein. –

Fritz fand in Kolmar zufällig gemeinsam mit Feldw. St. den Alsatia-Verlag. Das Gebäude war arg mitgenommen, der Verlag geschlossen, aber sie gingen trotzdem hinein, indem sich Fritz als Buchhändler u. St. als Theologe auswies. Man war sehr freundlich zu ihnen und jeder konnte für ca 100,– Rm. Bücher kaufen. Der gute Fritz ist nun glücklich, uns diese Bücher nach und nach senden zu können und auf diese Weise eine verspätete Weihnachtsgabe für uns zu haben. Er schreibt nicht, was für Bücher es sind, aber der Name dieses Verlages verbürgt gute Qualität. Auch an Ruth hat er bei diesem Büchereinkauf gedacht. –

     Draußen liegt hoher Schnee u. es ist kalt geworden.

     An der Ostfront nach wie vor unheimliche Ruhe, mit Ausnahme von Budapest, das die Russen jetzt zur Hälfte erobert haben wollen. Die Stadt wird wohl gänzlich demoliert werden.

Donnerstag, 11. Jan. 1945.     

     Gestern abend erhielt ich von Fritz ein Päckchen mit Tabak u. Martha bekam von ihm ein reizendes Heft: „Die Mutter erzählt vom lieben Gott“ aus dem Alsatiaverlag. Ferner traf ein Brief von Ruth ein, in dem sie ihr Weihnachtsfest schilderte u. von Ortrun erzählte, sowie von der immer größer werdenden Schwierigkeit mit ihrem Mann. Der Brief war sehr schön u. hat uns sehr bewegt. Sie nimmt ihre Pflichten sehr tapfer auf sich und sucht dazu Stärke im Glauben, – doch ist dieser noch sehr schwach. Möge der Herr ihren schwachen Glauben stärken, damit diese junge Pflanze nicht gleich wieder erstickt. Ich werde dazu tun, was ich nur irgend kann. –

     Das Wetter ist wärmer geworden, es taut. Ich bin auf das Dach der BuStu geklettert, um es vom Schnee frei zu schaufeln, denn sonst fließt das Wasser durch's Dach hindurch. Papenhagen hat geholfen, ebenso Paul u. Erika.

Freitag, 12. Jan. 1945.     

     Das Tauwetter hat weiter angehalten. Großer Matsch. Gestern Brf. v. Pfr. Dobczynski, mit dem er den Besuch von Schw. Maria für die nächste Woche ankündigt, sie soll mir ein Transparent überreichen, das zur Katechese über das hl. Meßopfer dienen soll. Er ist ja sehr bemüht, besonders den Kindern die Glaubenswahrheiten bildlich anschaulich zu machen, wozu ihm eine Geschicklichkeit im Zeichnen dient. Er scheint die Zeit in Greifswald benutzt zu haben, hierin Neues hervorzubringen, jenes Transparent wird wohl ein Ergebnis dieser Arbeit sein.

     Heute Vormittag war Frau Sommerhof da u. bat, daß

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Hans Brass: TBHB 1945-01-10. , 1945, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-01-11_001.jpg&oldid=- (Version vom 2.9.2024)