jeder Weise bestens bewährt im Verhandeln mit der Verwaltung usw.
Mit Herrn Dr. Ziel allerhand Differenzen u. Spannungen. Er ist offenbar mit meiner Tätigkeit sehr unzufrieden, wozu er ja ein Recht haben mag. Mir macht diese Tätigkeit weder Spaß, noch habe ich sonst irgendetwas davon, außer, daß mein Haus relativ geschützt ist; aber Herr Ziel ist ja ein Mäckerer von Beruf. Er fühlt sich jetzt mächtig als Demokrat u. glaubt, daß er alles besser verstünde, u. da ich auf seine Ratschläge nicht eingehe, ist er mir gram. Gestern traf ich ihn auf der Straße mit Herrn Schulrat Zelk, der mich grüßte. Herr Ziel tat so, als hätte er mich nicht gesehen u. grüßte dann in einer herabsetzenden Art, wie man etwa einen unbeliebten Hausknecht grüßt, mit einem Kopfnicken ohne mich dabei anzusehen.
Am heutigen Tag hat Rußland an Japan den Krieg erklärt, u. zwar auf Ansuchen der amerikan. u. engl. Regierung. Dies gab gestern Abend der engl. Sender durch.
Ebenfalls wurde gestern die Anwendung der neuen Atom=Bombe gegen Japan bekannt gegeben. Es ist das die geheimnisvolle Wunderwaffe, welche die Nazis immer erfinden wollten u. die nun die Engländer + Amerikaner wirklich erfunden haben. Nach dem engl. Sender muß die Wirkung dieser neuen Waffe furchtbar sein u. alle Vorstellungen übersteigen. Man hat nur eine Bombe auf einen japan. Kriegshafen geworfen u. es heißt, daß damit alle Lebewesen einschl. Pflanzen vernichtet worden seien. Die entwickelte Hitze soll alles getötet haben. Man will nun Japan einige Tage Zeit geben, ehe man mit dieser Waffe fortfährt. – Mit dieser Bombe ist der Anfang gemacht zu einer neuen technischen Entwicklung, deren Ausmaße sich überhaupt nicht übersehen lassen. Die Wirkung ist so ungeheuer, daß Kriege künftig schlechthin unmöglich sein werden. Wer diese Waffe besitzt, ist in der Lage, ganze Länder u. Kontinente zu vernichten.
Heute früh wieder große Aufregung. Ich wurde zum Kommandanten nach Althagen bestellt, was sich dann später als Irrtum herausstellte. Zugleich bekam ich Nachricht, daß das Kommando im Monheim’schen Hause das Kinderheim ausplündert u. auf Wagen verläd. Ich machte dem Kommandanten Meldung u. er sagte, er würde sofort hinfahren, doch hat er es jetzt nach zwei Stunden noch nicht getan.
3 Uhr nachm. – Der Wustrower Kommandant war per Auto hier am Baltischen Hof. Er hat dort Gardinen abreißen lassen u. a. Dinge beschlagnahmt unter der Devise, daß die Fazisten keine Gardinen brauchten, wenn die russ. Soldaten keine hätten. Dann ließ er mich rufen. Er saß schon im Auto am Steuer, der Althäger Kommandant war auch da. Als ich kam, zeigte er mit dem Finger auf mich u. sagte
Hans Brass: TBHB 1945-08-08. , 1945, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-08-09_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.10.2024)