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Seite:HansBrassTagebuch 1945-08-10 001.jpg

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irgend etwas Gehässiges gegen mich zu dem Althäger. Daschewsky, der mich geholt hatte, übersetzte, warum die Evakuierten den Ort noch nicht verlassen hätten. Ich antwortete, daß das vorgestern geschehen sei. Er fragte, ob alle raus wären, die noch nicht fünf Jahre in Ahr. wohnten. Ich verneinte das, da mir von Brüssow schriftlich mitgeteilt worden sei, es brauchten nur die den Ort zu verlassen, die noch keine 18 Monate hier wohnten. Darauf erklärte er mir, daß bis zum 15. Aug. kein Mensch das Fischland verlassen dürfe. Ferner solle ich alle noch vorhandenen Radiogeräte u. alle Schreibmaschinen einsammeln u. in Wustrow abliefern. Schließlich solle ich wieder eine Liste der ehem. Parteigenossen bei der Batterie abliefern. – Damit ist es also nun mit dem Radio endgültig vorbei, u. man wird nun nichts mehr erfahren, was in der Welt los ist, wenn nicht gelegentlich mal eine Zeitung her kommt. Das Ganze ist nichts als eine gemeine Schikane. Der Kerl hat eine große Wut, daß Dr. Hoffmann durchgegangen ist, seinen Nachfolger Dr. Grantz hat er auch abgesetzt.

Freitag, 10.8.45.     

     Heute früh wurde ich von einem Oberleutnant mit 15 Kosacken aus Zingst aus dem Bett geholt. Alle Häuser u. Menschen sollten kontrolliert werden, alle mußten zu Hause bleiben, niemand durfte auf Arbeit gehen. Es gab natürlich wieder große Aufregung. Bis 11 Uhr war knapp ein Viertel des Dorfes kontrolliert, als ein Reiter kam u. eine Meldung machte. Darauf wurde die Kontrolle abgebrochen, alle gingen zum Kurhaus, wo Essen für die Leute gemacht worden war u. bald darauf ritten alle in Richtung Wustrow. Ich hoffte, Ruhe zu haben, aber um 2 Uhr kamen sie wieder zurück u. die Sache ging weiter. Allein, es dauerte nur kurze Zeit, bis es dem Oberleutnant offenbar zu dumm wurde u. er die Sache wiederum abbrach. Er gab mir noch den Auftrag, dass um 6 Uhr im Kurhause Essen für seine Leute bereit sein solle u. außerdem ein Abendbrot für 5 Offiziere. – Es muß doch bei den Russen irgend etwas im Gange sein, daß sie solche Maßnahmen treffen.

Sonnabend, 11. Aug. 1945.     

     Am Spätnachmittag kam gestern die Tochter des Bauern Paetow, Frau Schmmartz, u. berichtete, der Vater würde im Monheim'schen Hause festgehalten, weil er keinen Personalausweis besaß. Paetow ist dort schwer erkrankt u. man hat Dr. Zabel holen müssen. Da Frau Kansi, die Dolmetscherin, um 6 Uhr zu mir bestellt war, um bei mir auf den Oberleutnant zu warten, der ihr bei der Kontrolle am Morgen ohne jeden sichtbaren Grund die Papiere abgenommen hatte, stellte ich rasch für Paetow einen neuen Ausweis auf. Frau Sch. hatte zum Glück ein Foto des alten P.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1945-08-09. , 1945, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-08-10_001.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2024)