Im Petrusblatt ist die Rede abgedruckt, die der hl. Vater beim hl. Konsistorium vor den neuen Kardinälen gehalten hat, – eine sehr tief schürfende Rede über das Verhältnis der Kirche zur menschlichen Gesellschaft, in der mit großer Klarheit dieses Verhältnis dargelegt wird. Ich glaube, daß noch von keinem Papst jemals so klare Worte gesprochen worden sind. – Worte, in denen jeglicher Imperialismus der Kirche enschieden abgelehnt wird u. die Aufgabe der Seelsorge am einzelnen Menschen in den Vordergrund gestellt wird. Es ist das ja natürlich kein neuer Aufgabenbereich, den der hl. Vater da für die Kirche feststellt, sondern diese Aufgabe war die Aufgabe der Kirche von Anfang an. Sie ist aber lange durch imperialistisches Machtstreben verdrängt worden. Wenn der hl. Vater diese Aufgabe jetzt so eindringlich in den Vordergrund stellt, so bedeutet das eine ernste u. sehr entschiedene Besinnung auf die eigentliche Aufgabe der Kirche. – Diese Rede hat mich tief ergriffen u. begeistert. –
Prof. Reinmöller ist schon vor etwa 14 Tagen von den Russen abgeholt worden u. bis jetzt nicht zurück. Man weiß nicht, wo er geblieben ist.
Kardinal Clemens-August Graf Gahlen, der Bischof von Münster, ist gestorben, nach dem er wenige Tage zuvor aus Rom zurückgekehrt war, wo er den Purpur empfangen hatte. Er ist ein schwer zu ersetzender Mann.
Irgendwo bin ich in diesen Tagen der Krankheit mit dem Datum durcheinander gekommen. Sicher ist heute aber Dienstag der 2. April.
Ich habe heute wieder stärker Durchfall u. bin davon angegriffen, aber sonst geht es schon ganz gut. So konnte ich heute Morgen sogar im Hauptbuch den Kassenabschluß für März machen nach den Unterlagen, die Paul führt. Aber was er da macht, ist meist so töricht, daß ich davon doppelte Arbeit habe. Nun wird ja Fritz bald hier sein u. dann hat diese Plage ein Ende.
Gestern bekamen wir wieder einen Brf. v. Fritz aus Bombach, vom 9. März., wo er Frau Monheim besucht hatte. Er schreibt sehr anschaulich, wie nett Frau M. ihn aufgenommen hat u. wie sie von mir gesprochen hat.
Seit heute ist endlich unsere Trude wieder da. Sie hatte eine Stirnhöhlen-Entzündung, wohl nicht sehr gefährlich, aber die Fischländerinnen gehen eben sehr zart mit sich selbst um, auch Trude macht darin keine Ausnahme.
Heute sind drei Wochen vergangen seit dem Beginn meiner Erkrankung. Es geht wohl langsam besser, aber dieser unangenehme Durchfall hält hartnäckig an u. bringt mich körperlich sehr herunter.
Das schöne Frühlingswetter, das nun endlich seit gestern herrscht u. mir erlaubt, am halb geöffneten Fenster in der Sonne zu sitzen, hilft mir sehr, um gesund zu werden. Gestern Nachmittag schrieb ich sehr ausführlich an Else als Antwort auf ihren letzten Brief in dem Sinne, wie
Hans Brass: TBHB 1946-03-30. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-04-02_001.jpg&oldid=- (Version vom 16.11.2024)