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Seite:HansBrassTagebuch 1946-06-19 001.jpg

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Mittwoch, 19. Juni 1946.     

     Fürchterliches Wetter, Sturm u. Regen, Kälte, Schmerzen im Bein. Trotzdem habe ich das Interieur heute ein gutes Stück vorwärts gebracht.

     Fritz, der arme Kerl, fuhr heute früh mit offenen Lastauto nach Rostock, doch war es geschäftlich notwendig.

Donnerstag, 20. Juni 1946     
Fronleichnam     

     Das Wetter ist besser geworden, aber durchaus nicht gut.

     Heute morgen kam Herr Michelsen, der sog. Kurdirektor, der vom Kulturbund eingesetzt ist u. schlug vor, den Pastor Kleinschmidt, diesen Kulturbund-Bonzen, für den das Haus Bachmann reserviert war, im Hause Monheim unterzubringen, da es im Bachmann'schen Hause an Möbeln fehlt u. wohl auch andere Bedenken bestehen, weil dieses Haus ja beschlagnahmt ist. Fritz fuhr mit Michelsen gleich hin. M. war bereit, alle Reparaturen auf Kulturbund-Kosten machen zu lassen u. für Möbel zu sorgen. Fritz hat deshalb heute gleich zwei Oefen aus dem Hause hierher schaffen lassen, wozu vier Mann nötig waren. –

Nachmittags machte der angehende Konvertit aus Wustrow mit seiner Braut bei uns Besuch. Es sind sehr nette, bescheidene Leute, besonders die bayrische Braut. Der junge Mann ist offenbar sehr bei der Sache, seine Konversion ist keine Vernunft-Angelegenheit. Er ist in Bayern gewesen u. dort sehr stark vom Katholizismus angerührt worden, sodaß es nicht nur u. allein die Braut ist, die ihn zum Uebertritt treibt. So etwas ist schön, man erkennt daraus, wieviel guter, religiöser Wille auch hierzulande brach liegt, ohne daß man's weiß.

     Das Interieur-Bild geht langsam seiner Vollendung entgegen. Ich mußte heute die Rückwand noch einmal malen, da der rote Ton, den ich ihr im Schatten gegeben hatte, unmotiviert war u. nun störte, nachdem ich jetzt die rechte Lichtseite fertig habe. Das Bild wir ungemein räumlich.

Freitag, 21. Juni 1946.     

     Heute fühle ich mich zum ersten Male seit längerer Zeit wieder etwas wohler, die Müdigkeit u. Schwäche ist nicht mehr so spürbar. Vielleicht ist daran ein Medikament schuld, das mir Margot Seeberg dankenswerter Weise mitgebracht hat u. „Myoston“ heißt. Wenn das der Fall ist, dann müßte dieses Mittel gradezu ein Wundermittel sein, denn ich habe nur heute Mittag 15 Tropfen davon eingenommen. Ich kann mir kaum denken, daß das schon so gewirkt haben sollte, – u. wenn es doch so ist, dann fürchte ich, daß dieses Medikament, das ziemlich teuer ist, Giftstoffe enthält, die nachher Rückschläge bringen. Aber zunächst einmal freue ich mich, daß es mir besser geht. Auch das Wetter mag daran beteiligt sein, es war heute zum ersten Mal seit langer Zeit warm u. sonnig ohne Regen u. Wind.

     In der Zeitung steht, daß am 15. September in Mecklenburg-Vorpommern Gemeindewahlen stattfinden sollen. Ich bin noch mißtrauisch u. kann kaum glauben, daß die neue Einheits-Partei sich so ohne weiteres einer Wahl stellen wird Wahrscheinlich wird dann auch an mich die Frage herantreten, ob ich mich in die Gemeindevertretung wählen lassen soll. Ich denke, daß ich es tun werde, um

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Hans Brass: TBHB 1946-06-19. , 1946, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-06-19_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2024)