Habe den ganzen Tag mit Buchungsarbeiten für die BuStu. zugebracht.
Eine Dame soll hier sein, welche von mir kurze Angaben für den Schweriner Rundfunk anläßlich meiner Ausstellung in Rostock haben will. Ich habe etwas zusammengestellt, doch habe ich es nicht auf den zugebilligten engen Raum von 50 Worten gebracht, es sind 107 Worte geworden. Bis jetzt ist die Dame aber noch nicht bei mir gewesen.
Gestern Abend überredete Dr. Petersen uns, mit zum Seezeichen herüberzukommen. Er war mit seiner Frau u. mit der jungen Dame dort, die mit Petersen's zusammen hier ist. Es waren leider sehr viele angetrunkene Kulturbundleute im Lokal, die Lärm machten. Justus Schmitt war mit seiner Frau u. Uschi Dohna u. Dr. Daubenspeck ebenfalls da u. wir mußten uns notgedrungen nachher auch noch zu ihnen setzen. Ich würde wirklich sehr gern abends dann u. wann einmal ausgehen, aber diese angetrunkenen Leute in den Lokalen machen es unmöglich.
Vormittags war Frau Haeffner bei mir, die angekündigte Dame vom Landessender Schwerin. Sie brachte noch eine andere Dame mit u. beide besahen sich Bilder. Frau Haeffner wünschte von mir ein Referat von etwa 80 Zeilen Umfang, welches am 8. Septemter zur Eröffnung meiner Ausstellung im Rundfunk verlesen werden soll. Wir sprachen die Sache durch u. ich las ihr zu diesem Zweck meine Rede vor, die ich in Rostock zu halten gedenke. Frau Haeffner gab mir einige gute Hinweise für den Fall, daß Russen bei meiner Rede zugegen sein sollten, was für mich überaus nützlich war. Ich arbeitete dann gleich das Referat aus, ließ es von Eva Küntzel mit der Maschine schreiben u. schickte ihr das Manuskript heute Abend. Frau H. ist eine sehr beachtenswerte Frau.
Konow aus Althagen hat heute angefangen, die Bilderkisten zu machen, leider regnet es heute pausenlos bei Nordwind. Es ist recht kalt.
Abends war Petersen da, wir führten ein recht interessantes Gespräch über die Zeit u. die sich ergebenden Perspektiven.
Nachmittags fotographierte Fritz noch einige Bilder.
Ueber das Bild „Fliehende“ bin ich noch nicht klar, ich ändere immer noch an der Figur der Alten. Das Kind scheint jetzt gut zu sein.
Vormittags zeichnete ich den Entwurf für das neue Bild nochmals in größerem Format in Kreide. Der Entwurf ist jetzt sehr gut. Ich werde dieses Bild aber nicht „Fliehende“ nennen. Dieses Bild ist durchaus optimistisch, nicht pessimistisch oder negativ. Das Kind geht mit einer unglaublichen Entschlossenheit u. Konzentration vorwärts, während die Alte sich zwar auf die Schulter des Kindes stützt, aber zugleich auch das Kind vorwärts drängt. Dieser energische Zug nach
Hans Brass: TBHB 1946-08-26. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-08-27_001.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2024)