Schluß endlich eine ganz ansehnliche Anzahl von Bildern besitzen, mit denen sich dann schon etwas anfangen läßt.
Das erste Bild dieses Jahres soll „Vernichtung" werden. Ich hatte mir gedacht dieses Bild auf Papier zu malen, das ich auf eine Sperrholzplatte aufziehen wollte, doch klebte der Leim nicht u. ich mußte das Papier wieder runterkratzen. Ich werde nun auf das Holz direkt malen.
Es ist seit einigen Tagen wieder bitter kalt, heute -10°. Es ist klares Wetter, Vollmond u. keine Aussicht, daß es milder wird. Das Schlimmste ist, daß uns 6 mtr. Buchenholz, die gestern endlich nach viel Schwierigkeiten aus dem Walde geholt werden sollten, gestohlen worden sind.
Heute wird Koch-Gotha 70 Jahre alt. Ich habe eine sehr hübsche Etiquette für eine Schnapsflasche gezeichnet, die Fritz heute im Namen des Kulturbundes hinbringen wird.
Gestern Abend, als ich schon im Bett lag, kam Martha, mir zu sagen, daß im Seezimmer der Heizkörper geplatzt sei. Da das heraustropfende Wasser sofort gefror, konnte ja im Augenblick nichts weiter passieren. Heute früh holte Fritz sofort Tark, der auch gleich kam. Es ergab sich, daß in der Nacht die Heizkörper im Seezimmer, in meiner Bilderkammer und im Eßzimmer eingefroren u. geplatzt waren. Tark nahm alle drei Heizkörper ab, was sich machen ließ, ohne das ganze Wasser aus der Heizung abzulassen, da auch die Zuleitungsrohre zu den Körpern gefroren waren. Er versah diese Rohre mit Kappen. Wir werden zunächst diese Heizkörper abgenommen lassen, damit sie auftauen und erst wieder ansetzen, wenn Tauwetter eingetreten ist. An dieses ist freilich noch nicht zu denken. Wir hatten in der Nacht -17.° u. es war den ganzen Tag über bitter kalt.
Vormittags zeichnete ich das neue Bild „Vernichtung“ auf die Sperrholzplatte auf.
Nachmittags hatten wir zu allem Überfluß kein Licht, es kam erst um 9 Uhr abends wieder.
Der Frost hat den ganzen Tag in gleicher Stärke angehalten, doch scheint es gegen Abend ein wenig milder geworden zu sein.
Vormittags das neue Bild angelegt. Starke Farben. Ein Brief von Agathe Lindner-Welk. Sie bedankt sich für die Zeichnung, die ich ihr wegen ihrer Presse=Hilfe schenkte. Sie schreibt, daß sie im Sommer hier in Ahrenshoop einen Roman zu schreiben begonnen hätte zu dem sie bereits 120 Druckseiten fertig habe. Sie will in diesem Jahre wieder hierher kommen.
Der Frost hält unvermindert an. Heute war von 2 Uhr nachm. bis 9 Uhr abds. der Strom ausgeschaltet. Dieses stumpfsinnige Sitzen im Dunklen ist ziemlich schwer zu ertragen. Zum Überfluß war in der Nacht auch die Pumpe eingefroren, die ich indessen bis zum Mittag
Hans Brass: TBHB 1947-01-05. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-01-06_001.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2024)