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Seite:HansBrassTagebuch 1947-01-10 001.jpg

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grauen. Das Schlafzimmer ist dadurch räumlich sehr viel hübscher geworden, das Wohnzimmer etwas weniger, dafür aber ist es nicht mehr so eisig, da bei dem geringen elektr. Strom, den wir noch erhalten der elektr. Ofen so gut wie garnicht mehr wirksam ist.

     Vormittags gemalt. Da die Holzplatte mit einer dünnen, braunen Ölfarbe gestrichen war, – nur ein einmaliger Anstrich, – u. ich überdies noch versucht hatte, Papier darüber zu kleben, ist eine überhaupt nicht saugende Malfläche entstanden wie Oelgrund. Infolgedessen trocknet die Farbe schwer u. ich bin gezwungen, naß in naß zu arbeiten. Es ist das für mich völlig ungewohnt u. ich muß mich mit dieser Technik erst zurechtfinden, doch hat sie auch gewisse Vorteile. Ich glaube, daß das Bild gut wird.

Freitag, 10. Januar 1947.     

     Der alte Meier ist gestorben. Nachdem er wochenlang wegen Krätze im Fischland-Krankenhause gelegen hat, wurde er vorgestern dort entlassen. In der Nacht darauf ist er gestorben. Soweit sich der schwachsinnige Sohn Wilhelm dazu äußerte, scheint der Alte ganz friedlich in der Nacht in die Ewigkeit eingegangen zu sein, jedenfalls hat Wilhelm nichts davon bemerkt. Er stellte nur morgens fest, daß der Alte tot war.

     Der Frost ist etwas milder geworden.

Sonnabend, 11. Januar 1947     

     Der Frost ist etwas milder geworden, aber dennoch sehr unangenehm. – Das neue Bild macht gute Fortschritte. – Abends gegen 7 Uhr traf P. Beckmann ein u. fuhr nach Besprechung des Wichtigsten zu Frau Longard weiter. Nachmittags richtete ich mit den zwei sudetendeutschen Frauen, die schon Weihnachten halfen, die Veranda bei Möller für die Messe vor. – Nach dem Abendbrot saß Frl. v. Tigerström bei uns, ich las vor: Theodor Haecker: „Die Versuchungen Christi“. Das Büchlein, das jüngst im Morus-Verlag Berlin erschienen ist, sandte mir Joseph Faensen zu Weihnachten.

Sonntag, 12. Januar 1947.     

     Morgens Hochamt „Hl. Familie“ mit einer sehr energischen Ansprache von P. Beckmann. Guter Besuch, obwohl es bitter kalt ist. Es ist Ostwind mit Schneetreiben aufgekommen. Es war zwar gut geheizt, aber sehr fußkalt.

     Frühstück mit P. Beckmann, der das Gerücht bestätigte, daß der Bürgermeister von Ribnitz, Jelitzky, durchgebrannt ist. Dieser Mann war Kommunist u. jetzt großer Mann in der SED. Er sollte jetzt einen Lehrgang in Schwerin absolvieren, dann Regierungsrat werden u. eine Anstellung in der Landesregierung erhalten, doch ist er in Schwerin nicht angekommen, dagegen ist festgestellt, daß er mit seinem Auto die Zonengrenze Richtung Westen überschritten hat. In der Stadtkasse von Ribnitz fehlen dafür 25.000 Rm., die er mitgenommen hat. – Ferner wurden in der Neujahrsnacht in Ribnitz der Gefängnisdirektor, der Polizeichef u. noch ein anderer

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Hans Brass: TBHB 1947-01-09. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-01-10_001.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2025)