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Seite:HansBrassTagebuch 1947-01-15 001.jpg

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Da er vorher an Lungenentzündung erkrankt gewesen war, muß ich annehmen, daß er gestorben ist. Seine Anschrift in Gera ist mir leider ebenfalls verloren gegangen.

     Die Einteilung der Stromsperre von 6 – 10 Uhr ist, wie man sagt u. wie auch heute die Praxis zeigt, zur Regel geworden. Wir benutzen die Zeit kurz vor 6 Uhr, um das Abendbrot zu richten, essen dann bei einer Kerze – (so lange wir eine solche noch haben!) – u. schlafen dann bis 10 Uhr. Von 10 – 12 Uhr nachts lese ich im Leben der Hl. Theresia. Bis ich dieses dicke Buch durch habe, wird der Tag länger geworden sein.

Mittwoch, 15. Januar 1947.     

     Die Sperrzeit des Stromes hat sich noch verschlechtert, indem sie bis auf 1/2 11 Uhr nachts ausgedehnt wurde. Gestern war ich infolgedessen bis 2 Uhr morgens auf u. habe gelesen u. ebenso machte ich es heute, nur daß ich nicht bei mir im Zimmer war, sondern oben, wo ich Martha u. Frl. v. Tigerström aus dem Leben der Hl. Theresia vorlas.

     Zum Ueberfluß mußten wir heute die Zentralheizung stillegen. Aus mir nicht bekannter Ursache ist in den noch verbliebenen Heizkörpern so wenig Wasser, daß dieses Wasser heute sofort nach Anheizen zum Kochen kam u. einen derartigen Rumor machte, daß ich den Ofen löschen mußte. Wir ließen Tack kommen. Er wird morgen wiederkommen u. wir werden uns dann entschließen, was wir tun. Wir können die Heizung nicht ganz stillegen, da uns sonst auch noch die Wasserleitung einfrieren wird, falls nochmals eine Frostperiode kommen sollte, u. damit müssen wir rechnen. Außerdem wäre die Folge davon, daß sich alles Leben im Atelier abspielen müßte, wo der kleine eiserne Ofen steht, der gut heizt. Martha macht z. Zt. mit dem ihr eigenen, großen Bewihr Inventur u. beschäftigt dazu mindestens zwei Angestellte. Wenn sich das in meinem Atelier abspielen soll, ist an ein Arbeiten meinerseits nicht mehr zu denken.

     Nachmittags an Dr. August Maaß geschrieben u. für den Käse bedankt.

Donnerstag, 16. Januar 1947.     

     Heute ging das Licht noch um eine Stunde später, um 1/2 12 Uhr nachts, an. Von 6 – 1/2 12 Uhr nachts sitzt man wie ein Huhn im dunklen Stall. Es ist schwer zu ertragen. Die Folge ist, daß man nachts aufbleibt u. um so mehr Strom verbraucht.

Sonnabend, 18. Januar 1947.     

     Gestern Vormittag kam überraschend das Ehepaar Schultze-Jasmer aus Prerow. Da Fritz wiederholt bei ihnen gewesen u. bei ihnen gegessen hatte, mußten auch wir sie zum Essen einladen. Es gelang auch ganz gut, daß alle satt wurden.

     Schultze-Jasmer war offenbar mit einem sehr starken Vorurteil gegen meine Bilder gekommen, mußte aber besonders vor dem „Mann im Kerker“ gestehen, daß er sich getäuscht hatte. Dieses Bild machte einen besonders tiefen Eindruck auf ihn. – Bei Tisch erzählte er dann seine Erlebnisse beim Kriegsende, da er zum Schluß ja noch Soldat geworden war. Um 3 Uhr fuhr das Ehepaar wieder nach Prerow zurück. Die Frau ist sehr viel magerer geworden, was ihr sehr zum Vorteil gereicht. Beide sehen heute noch genau so aus wie früher. Ich glaube, daß ich sie zuletzt vor dem Kriege gesehen habe.

     Martha war heute Abend während der Dunkelstunden

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-01-14. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-01-15_001.jpg&oldid=- (Version vom 30.12.2024)