Das kann natürlich ganz bedeutungslos sein, er aber lebt in der Angst, daß man ihn dort verhaften wolle. Zwar liegt kein Anlaß vor, ihn zu verhaften –, wenigstens wissen wir nichts darüber –, aber da dergleichen in der Praxis ja schon unzähligemale vorgekommen ist, ohne daß die Verhafteten eine Ahnung gehabt hätten, so ist seine Angst auch nicht unbegründet. Er ist mit dem Herzen nicht ganz in Ordnung u. daher bekommt ihm dieser Zustand der ängstlichen Ungewißheit denkbar schlecht. Wir redeten ihm gut zu, keine törichten Unüberlegtheiten zu begehen, hoffentlich tut er es auch nicht. –
Bei Bettinchen scheint das Impfen gut zu verlaufen, sie ist munter und fidel, hat bisher kein Fieber, nur war sie gestern Abend etwas appetitlos, sie aß ihre Lieblingsspeisen, Banane und Apfelsine, nicht auf.
Elisab. ist heute zum letzten Mal im Haus der Gesundheit, morgen fängt sie in Wuhlgarten an. Gott sei Dank! –
Heute ist Elisab. zum ersten Male in Wuhlgarten. Zwar soll sie eigentlich am Montag wieder im Haus der Gesundheit tätig sein, weil die Anstellungsverhältnisse ihrer Nachfolgerin immer noch nicht geregelt sind, aber sie wird darauf wohl keine Rücksicht nehmen u. nicht wieder zurückgehen. – Auf jeden fall wirkt der nun endlich vollzogene Wechsel in bester Weise auf E's Gemütszustand.
Gestern besorgte ich einen neuen Keilrahmen u. spannte den Rest meiner noch vorhandenen Leinewand auf, die ich heute grundierte. Ich werde das nächtliche Straßenbild malen, zu dem ich schon im Dezember 1952 eine Kohlestudie machte. Ich glaube, daß ich dieses Bild sehr abstrakt malen werde. – Ich habe die Fangschleuse=Landschaften gründlich über, ich muß mal wieder etwas ganz anderes machen.
Anni fährt heute über Sonntag nach Brehna. –
Gestern vormittag ging Elisab. mit Bettinchen zu dem Sandplatz im Invalidenpark, während ich das neue Bild mit Kohle aufriß. Ich ging dann selbst dorthin u. wir saßen dort eine Weile zusammen, während Bettinchen, im Sande spielte. Der Invalidenpark ist wieder recht hübsch in Stand gesetzt worden, nachdem er durch den Krieg schwer mitgenommen worden war. Es sind einige große Bäume übrig geblieben und junge sind neu hinzugepflanzt worden u. alles ist sauber und ordentlich. Nur
Hans Brass: TBHB 1953-06-06. , 1953, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1953-06-06_001.jpg&oldid=- (Version vom 11.3.2024)
